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gung, die durh den Reaktorunfall in Tshernobyl noh einmal einen Aufshwung
bekam, siherlih ein Sonderfall. In Nord- und Süddeutshland experimentierten
Bastler mit alternativen Energien, erste Windanlagen tauhten auf, und die Grünen
zogen 1983 in den Bundestag ein. Die von der Bundesregierung forcierte Atomener-
gie kam unter hetigen Beshuss, und auf Druk der Umweltbewegung wurde
beshlossen, alternative Energien zu fördern. Kurzum, die Umweltbewegung war
ein Massenphänomen, das weite gesellshatlihe Kreise erfasste und auh niht vor
den Toren eines Max-Plank-Instituts Halt mahte. 12
Die sih als Elite der Wissenshat verstehende Atomforshung in Deutshland
stand durh ihre Pro-Atom-Haltung im Zentrum der Kritik und musste in hetigen
Auseinandersetzungen mit Laien und selbsternannten Atomexperten Rede und
Antwort stehen und viele Federn lassen. Die deutshe Spitzenforshung war niht
unumstritten, das Vertrauen in die Experten war ershütert. Doh das galt kaum
für die Klimaforshung, die nun als wissenshatlihe Autorität in einer gesellshat-
lih zentralen Frage Aufmerksamkeit auf sih zog, die eindeutig dem Kontext der
Umweltproblematik zuzuordnen war. Nah dem Fall der Mauer trat der Klimawan-
del als Katastrophenszenario an die Stelle der atomaren Bedrohung des Kalten
Krieges.
Dies war also die Stimmungslage in einem umweltbewegten Land, in dem nun
die Klimaforsher an die Öfentlihkeit traten. Sie taten dies als glaubhate Autor-
itäten mit ot auh internationaler Reputation. Neben Klaus Hasselmann durhliefen
viele der bekanntesten deutshen Klimaforsher das Max-Plank-Institut und
mahten beeindrukende Karrieren, übernahmen die Leitung anderer Institute, beri-
eten Bundesregierungen oder die UNO - man denke an Peter Lemke vom Alfred-
Wegener-Institut in Bremerhaven, Mojib Latif vom GEOMAR in Kiel, Hartmut
Grassl, der weiter am MPI wirkt, Ulrih Cubash von der FU Berlin und auh Hans
von Storh vom Helmholtz-Zentrum Geesthaht. Egal, wie diferenziert die Na-
hriht war, die sie und ihre Kollegen von anderen Forshungseinrihtungen über-
brahten: Für weite Teile der Öfentlihkeit, der Medien und der Politik war sie eine
Bestätigung dessen, was sie shon immer vermutet haten - der größte Feind des
Planeten ist der Mensh selbst. Die Angst der Umweltbewegung vor dem Weltun-
tergang kulminierte im Klimawandel. Der Spiegel brahte mit seinem erwähnten
Titelbild vom Kölner Dom unter Wasser aus dem Jahr 1986 die Stimmungslage auf
den Punkt.
 
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