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sieht aus wie unberührte Natur, aber es ist geshafene Umwelt, unter Berüksihti-
gung von Naturgewalten, vor allem von Stürmen und deren Kindern, Sturmlut und
Seegang. Sorgen über Meeresspiegelanstieg und stärkere Stürme haben hier einen
Resonanzboden; die Erinnerung an shlimme Sturmluten ist präsent, als Mahnung
an die Gefahren, aber auh als gegenseitige Versiherung, dass diese eine Herausfor-
derung sind, der man sih zu stellen hat. Wer „nih dieken will, mut wieken“. Bis
weit ins Inland kann man die alten Deihe früherer Landgewinnung stehen sehen.
Diese Küstengesellshat ist eine Deihgesellshat, welhe historish im Zentrum
der sozialen Organisation steht. Es ist durhaus bemerkenswert, dass früher der
Begrif „Landshat“ hier an der Küste denjenigen Ort bezeihnete, an dem sih die
politishe Versammlung traf, um über gewihtige Angelegenheiten wie Besitzfragen
und eben Deihsiherheit zu beraten. 95 Eine Küstenlandshat ist niht einfah „da
draußen“ oder ein „Bild in den Köpfen“, sondern eine Praxis, eine Aktivität und
eine Versammlung. Hört man auf die (ebenfalls norddeutshe) Klimaforshung,
dann ist der Klimawandel ein hema, das sih nun ebenfalls mit Nahdruk in diese
Versammlung drängt.
Das Norddeutshe Klimabüro (siehe unten) hält bis 2030 einen Anstieg der Stur-
mluthöhen aufgrund erhöhter Konzentration von Treibhausgasen in der Atmo-
sphäre von 1 bis 3 Dezimetern für plausibel und möglih; für das Ende des 21.
Jahrhunderts ist von 3 bis 11 Dezimetern die Rede. Danah, also im 22. Jahrhundert,
wird der Meeresspiegel weiter ansteigen, weil die Wirkung der globalen Erwär-
mung auf Ozean und Eiskappen bis zum Jahr 2100 noh niht voll entfaltet sein
wird. Diese Erwartungen sind Beshreibungen mögliher, plausibler Zukünte und
keine Voraussage im Sinne einer wahrsheinlihsten Entwiklung, also: Szenarien.
So ersheint in der Interpretation des Klimabüros der menshengemahte
Klimawandel als eine Frage der Anpassung. Bis 2030 sind demnah konkrete Bau-
maßnahmen über den „normalen“ Erhalt und Modernisierung niht nötig, können
danah aber durhaus erforderlih werden. Daher ist es sinnvoll, heute shon Aus-
baureserven zu shafen und unter den gesellshatlihen Akteuren einen Diskus-
sionsprozess zu initiieren, der sih mit der Frage beshätigt, welhe Anpassungs-
maßnahmen - gegebenenfalls jenseits der traditionellen Strategie der linienhaten
Deihverteidigung - möglih und akzeptabel sein könnten.
Der Meeresspiegel steigt auh unabhängig vom menshengemahten Klimawan-
del längs der deutshen Nordseeküste an, vermutlih als Folge der „Erholung“ von
der „kleinen Eiszeit“. Derzeit beträgt dieser Anstieg etwa 2 mm/Jahr, eine un-
 
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