Geoscience Reference
In-Depth Information
mer komplexer werdende Modelle, in denen insbesondere Stokreisläufe,
Ökosysteme und Geohemie berüksihtigt werden. Dies fördert die Dominanz ein-
er „epistemishen Gemeinshat“ 83 von Experten, die das Problem des globalen
Wandels und seine Wahrnehmung in Politik und Gesellshat zunehmend bestim-
men. In den Zukuntsprojektionen liegt der Shwerpunkt auf der Dynamik des Kli-
mas und der Wehselwirkung des Klimawandels mit anderen Aspekten des glob-
alen Wandels. Die Ausrihtung der Forshung ist auf den Shutz der globalen Um-
welt oder des globalen Klimas, der nationalen Siherheit oder der Biodiversität
angelegt und erhält so wieder eine politishe Note, trotz aller Atribute von Objekt-
ivität wissenshatlih Arbeitens.
Es entwikelt sih eine ganz eigene Rhetorik des Erdmanagements, bei dem sih
einzelne Forshungsprojekte immer wieder punktuell der jeweiligen gesellshat-
lihen Realität und ihrer Dynamik annähern, diese aber letztlih immer nur unter
dem Top-down-Blik des Erdsystems sehen. Gesellshat wird dabei zunähst als
Betreiber, dann aber vor allem als Rezeptor von Wandel verstanden. Reale Gesell-
shaten und Menshen werden zu berehenbaren und vorhersagbaren Detailsyste-
men und nehmen die Form von Statistiken und Computercodes an. Konsequenter-
weise sind dann auh im Beriht des Weltklimarats IPCC der soziale Wandel und
die Entwiklung der Gesellshat dem Klimawandel meist nahgeordnet dargestellt.
Aus dem Ansatz und Blikwinkel der Erdsystemforshung heraus, den der Pots-
damer Klimaforsher Hans Joahim Shellnhuber in einem nahdenklihen
Artikel 84 die „zweite kopernikanishe Revolution“ nannte, entsteht eine ganz eigene
Ikonographie. Nahdem in der ersten kopernikanishen Revolution die Erde aus
dem Mitelpunkt der Welt katapultiert worden war, indet sih der Mensh als Erd-
systemmanager wieder, der nun für die Erde und ihr Klimasystem selbst verant-
wortlih ist.
Der Erdsystemforsher untersuht in perfekter Analogie zur Medizin den Patien-
ten Erde. Interessanterweise ist in seiner Anamnese die Erde von untershiedslosen
Menshen bewohnt, die keine weiteren Eigenshaten haben als Treibhausgase zu
emitieren. Der Wissenshatler als „Notarzt“ diagnostiziert nun erhöhte Temperat-
ur, der Patient Erde hat Fieber und die Menshheit ist der Fieberherd. Nur auf dieser
vereinfahenden Basis kann der Arzt nun die globale herapie verordnen: Die
Menshheit muss, um zu überleben, drastish ihre Emissionen reduzieren.
Es ist unvermeidlih, dass hier wieder kulturelle Beshreibungen ins Spiel kom-
men, um den Planeten als ein sih im Gleihgewiht beindlihes System zu bes-
 
Search WWH ::




Custom Search