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lihen Substanzen zu reagieren. Daraus entwikelte sih jene problematishe Kom-
munikationsstrategie, die Begrife wie „Klimakatastrophe“ nutzte und die Debate
auf die Emissionsminderung als einzig möglihe und vertretbare Lösung verkürzte;
eine Debate, in der Übertreibung und Zuspitzung als legitimes Mitel zum guten
Zwek des Wahrütelns, des Aktivierens verstanden wurden. Durh die Hintertür
des „gesunden Menshenverstandes“ der Klimawissenshatler kamen nun wieder
Klima und Gesellshat zusammen, in Form von Vorstellungen über Gesellshat,
von ot zufälligen Metaphern und Sprahspielen und im Bewusstsein der eigenen
elitären Position in der Gesellshat. Im neuen Gewande waren Elemente des alten
Klimadeterminismus wieder da, den man durh die Abspaltung der sozialen Di-
mension des Klimas losgeworden zu sein glaubte. Die Wirkung auf die Gesellshat
und damit die „rihtige“ gesellshatlihe Reaktion wurden als unmitelbare Folge
des Wandels der Statistik des Weters und seiner Erklärung aufgrund steigender
Konzentrationen an Treibhausgasen dargestellt und verstanden.
Mit den immer besser werdenden Modellen wurde es zugleih auh verlokender,
Vergangenheit und Zukunt im Liht des neuen Klimawissens zu beleuhten.
Starben die Mayas oder die europäishen Bewohner Grönlands wegen klimatisher
Veränderungen aus? Kann man die Häuigkeit von kriegerishen Auseinanderset-
zungen aus dem Klima erklären? Und wie wird der Klimawandel die Zukunt der
Menshheit beeinlussen?
Diesen aus Siht manher Klimaforsher naheliegenden Fragen stehen allerdings
kaum gleihwertige Studien über das Verhältnis von Klima und menshlihen
Gesellshaten gegenüber. Aussagen über die Wirkung des Klimas auf die Gesell-
shat beruhen allzu ot auf statishen Vorstellungen einer eigentlih unveränder-
lihen Gesellshat: Die Vorstellung von Millionen von Klimatoten oder
Klimalühtlingen, von Hungersnöten und anderen Miseren gehen meist von der
stillshweigenden Annahme aus, dass Gesellshaten so bleiben, wie sie sind. Dies
steht in krassem Gegensatz zu dem, was wir über die Zukunt der Gesellshaten
auf der Welt wissen: Diese verändern sih vor unseren Augen in einem atembe-
raubenden Tempo, genauso wie die Tehnologie sih laufend entwikelt und die
gesellshatlihen Werte sih in permanentem Umbruh beinden.
Ein Teil der Klimaforshung versteht sih zunehmend als Teil der sogenannten
Erdsystemwissenshaten, wo der Klimawandel nur noh ein prominentes Beispiel
für den globalen Wandel ist, der durh den Menshen auf dem Planeten Erde ver-
ursaht wird. Die Entwiklung hin zu den Erdsystemwissenshaten erfordert im-
 
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