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eine große Hungersnot in England in den Jahren 1314 bis 1317. Die Kirhe hate vor
den Folgen sündigen Verhaltens gewarnt und sah nun in den Missernten den Be-
weis für Gotes Zorn. 65 Der Bishof von Canterbury etablierte darauhin eine Art
von Klimapolitik, indem er im ganzen Land Gotesdienste halten und Prozessionen
veranstalten ließ, die shließlih auh zum gewünshten Ziel führten - irgendwann
blieben die verregneten Sommer und damit die Missernten aus. Man muss eben nur
lange genug warten, dann hört es auf zu regnen. Davon, wie sih die Kirhe damals
das Weter zum Ausbau des eigenen Mahtanspruhs aneignete, bis zu dem
Glauben, durh das Auswehseln von Glühbirnen den Klimawandel besäntigen zu
können, ist es jedoh nur ein reht kleiner Zeit- und Gedankensprung.
Die Historikerin Marie Luisa Allemeyer 66 berihtet von der „großen Mandränke“,
der Sturmlut von 1634 an der Nordsee, bei der Tausende von Menshen ums Leben
kamen. Die Menshen konnten dieses shreklihe Ereignis ihrem Weltbild ents-
prehend nur als Wille oder Strafe Gotes und als Auforderung zur Buße deuten.
Bei anderen Sturmluten kam die Frage auf, ob es überhaupt gotgefällig wäre, sih
mit höheren Deihen vor dem Meer zu shützen, oder ob man niht einfah Ver-
trauen in Gotes Güte setzen sollte. Sturmluten und andere Katastrophen kosten
niht nur Menshenleben, sondern sie ershütern auh den Glauben der Menshen
und stellen ihr soziales Gefüge auf die Probe. „Wer niht dieken will mut wieken“ -
ohne dieses eherne Gesetz gäbe es heute die norddeutshe Küstenlandshat niht,
die dem Meer abgerungen und vor diesem durh Deihe geshützt ist. Niht nur wer
hinter dem Deih wohnt, sollte das Wort von Heinrih von Kleist im Gedähtnis be-
halten, dass die Welt zwar shön, aber stets zerbrehlih ist. Vor dieser relativieren-
den Einsiht können auh die Auklärung und die Wissenshat niht shützen, die
Welt ist und bleibt ein unsiherer Ort.
Der Umwelthistoriker Christian Pister 67 hat Weterstatistiken im 16. und 17.
Jahrhundert mit solhen der damals weit verbreiteten Hexenverbrennungen verg-
lihen und mahte eine Korrelation von Massenverbrennungen und Weterextremen
aus. So zitiert er zum Beispiel einen Beriht, wonah es auf einen Eiswind im Mai
1626 zu einem nähtlihen Temperatursturz kam, sodass die Bläter an den Bäumen
shwarz wurden und das Getreide und die Reben erfroren. Darauhin wurden in
den Bistümern Mainz, Köln und Trier Hunderte von Hexen hingerihtet, die
beshuldigt worden waren, „Fet von Kindern auf die Planzen geträufelt zu haben,
um diese zu vernihten“.
 
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