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am Klima und seiner Erforshung. Bisher waren diese Disziplinen hauptsählih ge-
fragt, um Übersetzungsdienste zwishen naturwissenshatliher Klimaforshung
und Öfentlihkeit zu leisten oder um gesellshatlihe Daten zu sammeln, um damit
die Modelle der Klimaforsher zu fütern. Diese Rolle ändert sih derzeit. Es geht
heute mehr und mehr darum, das naturwissenshatlih verstandene Klima und die
kulturelle Wahrnehmung des Klimas wieder zusammenzubringen, die Klima-
forshung als eine soziale Praxis kenntlih zu mahen und ihr Wirken im Rahmen
einer Kulturgeshihte des Klimas zu verstehen.
In diesem Kapitel werden wir einen Streifzug durh die Kulturgeshihte des Kli-
mas, seiner Wahrnehmung und Erforshung unternehmen, ohne jeden Anspruh
auf Vollständigkeit. Uns geht es vielmehr darum, Konstanten und Brühe aufzuzei-
gen, die diese Geshihte ausmahen und die zeigen, dass wir den
menshengemahten Klimawandel in seiner naturwissenshatlihen Dimension
zwar reht gut verstehen, niht aber seine sozial- und kulturwissenshatlihe Di-
mension; ohne diese ist aber eine efektive und umsetzbare Klimapolitik niht mög-
lih. Wir argumentieren daher, dass die Zukunt der Klimaforshung sih stärker in
Rihtung der Sozial- und Kulturwissenshaten entwikeln wird. Der Klimawandel,
nahdem er einmal in Form von Gradzahlen und Niedershlagsraten identiiziert
wurde, muss Teil der Welt werden, die wir bewohnen - in Form von Sinn, Kontext,
Umgang, Möglihkeiten, Gerehtigkeit, Wirtshatlihkeit, Moral usw. Die Klima-
forshung und ihr Gegenstand, das Klima, müssen zurük in die Gesellshat und in
die Demokratie gebraht werden.
Unser Streifzug beginnt mit Kulturen, die das Ziel, Klima und Gesellshat
zusammenzubringen, bereits erreiht bzw. diese Trennung nie vollzogen haben.
Auh wenn Weter und Klima vor der uantiizierung des Klimas, dem Beginn der
physikalish motivierten Klimawissenshat, anders wahrgenommen wurden: Wie
wir später sehen werden, hate die Sorge um den Klimawandel bereits Vorläufer im
19. Jahrhundert - dass wir aus diesen so wenig gelernt haben, ist bedauerlih.
Der Untertitel unseres Buhes, „Die gefährlihe Nähe von Klimaforshung und
Politik“, gilt vor allem im Hinblik auf die politishe Ideologie des Klimadeterminis-
mus als einem Gespenst, das die Klimadebate immer wieder heimsuht. Gerade
hier wird die Notwendigkeit einer Kulturgeshihte des Klimas deutlih, zumal in
einer Wissenshat, die behauptet, nur objektive Erkenntnis, aber keine Geshihte
zu kennen.
 
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