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Aktivitäten entstanden neue Netzwerke und Diskurse über das Verhältnis von
Klimaforshung, Politik und Öfentlihkeit. Ein Prozess, den wir im Folgenden
nahvollziehen werden.
Ausgangspunkt dieser Kete von Ereignissen war jener Beitrag von Jerry Ravetz
mit dem Titel: „Climategate: Plausibility and the blogosphere in the post-normal
age“, 61 den er auf dem Blog „watsupwiththat.com“, einer Hohburg des Skeptizis-
mus, veröfentlihte. In diesem Post bekennt Jerry Ravetz, dass er sih bis Climateg-
ate niht besonders viele Gedanken um die Klimadebate gemaht hate. Obwohl er
die Hokeyshlägerdebate in den Medien mitverfolgt hate, war er davon
überzeugt, dass die Wissenshat die Ursahe des Klimawandels rihtig erkannt und
der UNO-Klimarat IPCC den Wissensstand über den bedrohlihen Zustand des Kli-
mas korrekt beshrieben hate; die Debate also als erledigt betrahtet werden kon-
nte. Erst durh Climategate wurde er nahdenklih und fragte sih, wieso sein krit-
isher Verstand eigentlih so lange abgeshaltet gewesen war.
An Climategate mahte ihn besonders stutzig, dass der Kampf der Forsher mit
äußerst harten Bandagen niht auf böse Einlüsse von außen - der Ölindustrie oder
Interessensgruppen - zurükgeführt werden konnte, sondern dass womöglih auh
die guten Absihten wohlmeinender Forsher für die unlauteren Methoden, die sih
in den Mails ofenbarten, und die auf ihre Veröfentlihung folgende Krise verant-
wortlih waren. Das Problem war eines, das ihm von anderen Fällen „postnormaler
Wissenshat“ her vertraut war: Die Krise der Glaubwürdigkeit resultierte aus
einem katastrophalen Mangel an Unsiherheits- und ualitätsmanagement sowie
einem Verbergen gesellshatliher Motive. Klimawissenshat, so Ravetz, war niht
erst seit Al Gore zu einer „evangelishen“ Wissenshat geworden, mit einem
Klimawandel als ihrem Gospel, der auf anthropogen in die Atmosphäre eingeb-
rahten Treibhausgasen basiert. Die Abwehr von skeptishen Angrifen von außer-
halb der Wissenshat wurde zum Anlass genommen, vorhandene Unsiherheiten
in den Forshungsresultaten zu negieren und sih dafür mit der Klimapolitik kur-
zzushließen. Ein Prozess, der im Rahmen einer postnormalen Situation auh zu er-
warten ist und sih auf lange Siht als fatal erwiesen hate.
Jerry Ravetz spart hier niht mit drastisher Kritik: Er vergleiht diesen Kurz-
shluss mit dem von Tony Blair angesihts angebliher Beweise der Gitgasproduk-
tion im Irak. Die Klimaforshung wurde zum zentralen Argument in einem „Krieg
gegen das Klima“ in Analogie zum „Krieg gegen Drogen“ oder dem „Krieg gegen
den Terror“: Ravetz sheut niht vor starken Vergleihen zurük, wenn es darum ge-
 
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