Geoscience Reference
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sih neue Ansätze, das Klimaproblem zu thematisieren und anzugehen und dabei
auh die Rolle der Wissenshat und ihre Praxis zu erweitern. Die Grenzen zwis-
hen Wissenshat und Öfentlihkeit vershieben und öfnen sih mit Konsequen-
zen für die wissenshatlihe Praxis. Jenseits der starren Oppositionen zwishen
Skeptikern und Warnern, welhe die Klimablogosphäre kennzeihnen, entwikeln
sih neue Formen der Wahrnehmung des Klimaproblems und des Zugrifs darauf.
Die Klimablogosphäre und das Unsicherheitsmonster
Als Nature Geoscienc e 56 im Jahr 2008 die Frage „to blog or not to blog“ (soll man
bloggen oder niht) an zwei Klimaforsher stellte, klangen die Antworten noh un-
shuldig.
Der NASA-Wissenshatler Gavin Shmidt, der einen der weltweit bekanntesten
Blogs, „realclimate.org“, leitet, befürwortet das Bloggen begeistert. Er sieht darin
eine Möglihkeit, auh das, was niht in den oiziellen Artikeln steht, mitzuteilen,
der Öfentlihkeit Zugang zur Welt der Klimaforshung zu vershafen und in ot
durhaus autoritärer Form die Spreu vom Weizen, d. h. auh konstruktives von
destruktivem Wissen zu trennen. Womit er mit Letzterem natürlih die Skeptiker
meint, deren Widerlegung er als seine Hauptaufgabe sieht.
Die Gegenmeinung vertrit der Klimaforsher Myles Allen, 57 der sih skeptish
zeigt gegenüber dem Medium Blog und hier insbesondere gegenüber der Vielzahl
von ot auh verrükten, beleidigenden und Fakten verdrehenden Stimmen. Was
einmal im Netz steht, wird dort für immer abrubar sein, und wer sih darauf ein-
lässt, dessen akademisher und persönliher Ruf kann nahhaltigen Shaden er-
leiden - er spriht hier ofensihtlih aus eigener Erfahrung. Er plädiert daher für
eine konservative Herangehensweise: Die Kritik von Artikeln, die eine Peer Review
erfahren haben, solle ebenfalls in einer geprüten Peer-Review-Fassung erfolgen, da
sonst die ualität der Forshung in Frage gestellt werde.
Einig sheinen sih beide in der Missahtung der skeptishen Blogs zu sein, die
nur am Rande erwähnt werden.
Bis in die zweite Hälte der Nullerjahre spiegelte die Blogosphäre mehr oder
weniger die Konstellation der öfentlihen Debate wider. Es gab vor allem im
angloamerikanishen Sprahraum erfolgreihe Klimablogs, die ihre Aufgabe darin
sahen, der Öfentlihkeit Zugang zu den neuesten Forshungen zu vershafen und
über die Gefahren des menshengemahten Klimawandels aufzuklären. Sie argu-
 
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