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zen. Eine Konsequenz ersheint jedoh unausweihlih: Das Verhältnis zwishen
Wissenshat und Politik wird sih ändern und einer pragmatisheren Variante
weihen müssen. Politik kann sih niht durh Zielvorgaben aus der Wissenshat
deinieren, und die Wissenshat kann sih niht in Geiselhat der Politik begeben,
ohne ihre Glaubwürdigkeit noh mehr zu riskieren. Es verwundert daher wenig,
dass sih viele sozialwissenshatlihen Arbeiten über die Klimapolitik genau mit
dieser Frage des bisherigen Beratungsansatzes beshätigen.
Alternative und zunehmend an Akzeptanz gewinnende Ideen kommen aus
amerikanishen hinktanks wie dem „Breakthrough Institute“ aus Kalifornien,
dessen Direktoren Nordhaus und Shellenberger seit langem dafür plädieren, die
Klimapolitik anders als die bisherige Umweltpolitik zu konzipieren. 53 Sie bemän-
geln an Letzterer vor allem den moralisierenden Ansatz und eine Politik, die aus-
shließlih restriktiv ist und auf Verziht, Einshränkung und Verboten beruht. Sie
fordern, den Klimawandel als eine Chance zu begreifen, die Forshung nah neuen
Tehnologien und damit auh die Industrie anzukurbeln. Anstat mit Katastrophen
und Alarmismus eine sowieso kaum wirksame Volkserziehungspolitik zu betreiben
und verfehlte Emissionsziele zu beklagen, shlagen sie vor, die Erfolge auf dem Ge-
biet der Dekarbonisierung aufzulisten und Zuwähse zu fördern. Dieser
pragmatish-optimistishe Ansatz indet einen elaborierten Ausdruk im sogenan-
nten Hartwell-Papier, 54 das von prominenten Wissenshatlern aus Sozial- und
Naturwissenshaten entworfen wurde. Hier wird derselbe positive Ansatz
aufgegriffen, indem die „Würde des Menshen“ in den Mitelpunkt gestellt wird.
Anstat den Fokus auf Energieeinsparung zu lenken, fordert das Papier ausdrük-
lih, dass alle Menshen ein Reht auf Zugang zu (billiger) Energie haben sollten.
Gerade in den Shwellenländern und erst reht den niht entwikelten Ländern sind
viele Millionen Haushalte noh niht an ein Energienetz angeshlossen. Die
Autoren sehen aber als eine Grundvoraussetzung jegliher Klimapolitik an, dass die
Menshen zumindest ein solhes Level an Lebensqualität erreiht haben, um sih
weiteren Zielen widmen zu können.
Ist dieser Anspruh erst einmal gesetzt, rihtet sih die zweite Forderung natür-
lih auf die Entwiklung umweltfreundliher und emissionsfreier Energiegewin-
nung und Tehnologie. Dekarbonisierung als Ziel darf diesem Ansatz zufolge niht
Restriktion und Verknappung bedeuten, sondern Investition in Forshung und In-
dustrie. Auf gleiher Linie liegt das drite und vielleiht unmitelbar wihtigste Ziel,
die Anpassung an Klimafolgen. Der Klimawandel ist in vollem Gange, immer mehr
 
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