Geoscience Reference
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Nebel ist häufig auch die Ursache für das Vorkommen von Pflanzen
am Fuß von Felsblöcken oder in mit Grus oder Sand gefüllten Spalten
von Blockschutthalden, da hier die Nebelnässe abtropft bzw. hinein-
sickert und somit den Wurzelraum befeuchtet. Auch die Wuchsform
mancher Pflanzen scheint die Nutzung von Nebel zu unterstützen:
Der Strauch Asclepias buchenaviana kämmt den Nebel aus und leitet
Wasser in den Boden ab. Generell brauchen Pflanzen zum Keimen
und Anwachsen zunächst ausreichend Bodenfeuchte, um nicht ab-
zusterben. Höhere Pflanzen in der Namib nutzen Tau und Nebel als
Ausgleich des Wasserdefizits während Dürreperioden. Sie sind aber
nicht fähig, ausschließlich durch Nebel ihren Wasserbedarf zu decken
(Loris 2004).
Eine weitere Besonderheit im Vegetationsspektrum der Nebel-Wüs-
ten stellen die sogenannten Fensterpflanzen dar. Wie auch in der
Kältewüste, wo sich unter semi-transparenten Steinen Mikrooasen
bilden (Kap. 16.2), wachsen auch in Nebelwüsten Algen dicht unter
der Oberfläche am Rand oder unterhalb eines flachen, lichtdurch-
lässigen Steines. Die Feuchtigkeit sickert unter den Stein, wo sie vor
schneller Verdunstung geschützt bleibt und so die Photosynthese von
Algen ermöglicht. Bei flachen Steinen wird der ganze Fuß überzogen;
bei dickeren Steinen findet sich meistens unterhalb des Randes ein
Algenring von einigen Millimetern bis wenigen Zentimetern Breite.
In den letzten Jahren versucht man, die Nebelkondensation zur
zusätzlichen Trinkwasserversorgung zu nutzen ( fog-harvesting ). Man
experimentiert in Namibia, v. a. aber in Chile und Peru mit aufge-
spannten, feinmaschigen Nylonnetzen, an denen die Tröpfchen he-
rabrinnen und aufgefangen werden. Solche Verfahren sind jedoch
nur lokal von Bedeutung, z. B. für abgelegene Forschungsstationen.
7.1.5 Die Rolle des Wurzelsystems
In ihrer regionalen Studie zu den Wurzelsystemen von Namib-Pflan-
zen geben Kutschera et al. (1997) eingangs einen Überblick über die
entwicklungsgeschichtliche, physiologische Bedeutung der Wurzel für
die Pflanzen und ihre Rolle bei der globalen Ausbreitung von Arten.
Bedingt durch die Feuchte- und Wärmeschwankungen produziert der
Spross festländischer Pflanzen temporär mehr Zucker, als er für das
Wachstum verwenden kann. Um eine innere Austrocknung zu ver-
meiden, muss der Überschuss in die Wurzel abgeleitet werden. „Mit
der reichlichen Aufnahme von Zucker ergeben sich als Folgeerscheinung eine
hohe Saugkraft der Zellen und damit eine rasche Aufnahme von Wasser mit
den darin gelösten Stoffen.“ (ebd.). An der Welwitschia mirabilis (Abb. 22)
wird beispielhaft auch für andere Pflanzen in extremen Trockenge-
bieten erläutert, welche Bedeutung einem weitreichenden Wurzel-
system zukommt: Für etliche Trockengebietspflanzen dienen die
Wurzeln sowohl als Wasser- und Nährstofflieferant, aber gleichzei-
tig auch als Speicher/Reserve in Hungerperioden. Da Nebelnässe
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