Geoscience Reference
In-Depth Information
beginnt küstennah mit Krustenflechten ( Caloplaca elegantissima ) , ge-
folgt von der Blattflechten-Zone Xanthoparmelia walteri , an die sich
die Zone der Strauchflechte Teleschites capensis anschließt. Diese sind
einige Zentimeter hoch und haften v. a. auf Blattflechten (Loris 2004:
492 f.). Weiter nördlich fallen in der küstennahen Skelettküsten-
Wüste immer wieder bunte Flechtenteppiche an exponierten Fels-
aufragungen oder Geröllkuppen auf. Dort schlägt sich der Nebel be-
sonders ergiebig nieder. Als echte Nebelpflanzen sind die Tillandsien in
der südamerikanischen Atacama einzustufen (Foto 61). Sie besitzen
keine Wurzeln mehr und sind unmittelbar auf die Nebelfeuchtigkeit
angewiesen. Neben den Tillandsien ist das ganze Spektrum der vom
Nebel generierten, landschaftsprägenden Loma-Vegetation eine bota-
nische Besonderheit der Atacama (Abb. 53; s. Kap. 13).
Das Namib-Gras Stipagrostis sabulicola lebt nicht nur als Ephemere
von episodischen Regenschauern (wie z. B. in der üppigen Regenzeit
2010/11), sondern auch an Standorten mit häufigem Nebelnieder-
schlag. Die Pflanze entwickelt ein weit verzweigtes, oberflächennahes
Wurzelsystem (1-10 cm Tiefe), das die Nebelnässe ausnutzen kann.
Nach Seely (1988) blüht dieses Gras jedes Jahr und produziert auch
in Dürrezeiten Samen. Insofern ist der Nebel in Küstenwüsten ein
recht verlässlicher ökologischer Faktor durch die Persistenz der Kalt-
wasserströmung (Kap. 4.5; 12.2).
Selbst die regional weit verbreiteten, für die küstennahe Namib im
Raum Walvisbay - Hentiesbay - Cape Cross typischen Zwergsträucher
Arthraerua leubnitziae (Foto 9) profitieren offensichtlich vom Nebel -
zumindest kommen sie nur in der Nebelzone vor, von Swakopmund
bis Angra Fria (s. Loris 2004).
Ein besonders wichtiger Lieferant für Detritus ist der blattsukku-
lente Zwergstrauch Trianthema hereroensis . Das ganze Jahr über blüht
und fruchtet er an nebelreichen Standorten. Ähnlich dem Bleistift-
strauch Leubnitzia ist sein Wurzelwerk flachgründig und stark hori-
zontal ausgeprägt. Für diese Blattsukkulenten wird auch eine „umge-
kehrte Transpiration“ angenommen, d. h. Wasserdampf diffundiert in
das Blatt hinein. Der Mechanismus ist allerdings noch unbekannt
(Loris 2004).
Die vielbeachtete Welwitschia mirabilis ist (heute) auch unter voll-
wüstenhaften Bedingungen anzutreffen, obwohl sie eigentlich zu den
Savannengewächsen zu zählen ist (Foto 18; Abb. 22). Ihr breiter, fla-
cher Wurzelteller dürfte - einmal etabliert und gut entwickelt - von
Tagwasser wie auch von der Bodendurchfeuchtung durch Küsten-
nebel profitieren. Diese sonderbaren und oft sehr alten Gewächse sind
vermutlich unter feuchteren Klimabedingungen auf die heutigen
Vollwüsten-Standorte vorgedrungen und somit als paläoklimatische
Relikte anzusehen (Blümel et al. 2009). Um den Keimling aufwachsen
und ein leistungsfähiges Wurzelwerk entwickeln zu lassen, wird eine
ganze Reihe besonders feuchter Jahre benötigt.
Search WWH ::




Custom Search