Geoscience Reference
In-Depth Information
Von Zeit zu Zeit
braucht jeder Mensch
ein wenig Wüste
Sven Hedin
1 Vorbemerkung
Anliegen dieses Buches ist es, Wesensmerkmale der Wüsten aus
geographischer Sicht zu beschreiben und zu erklären. Mit fast
30 Mio. km 2 , das sind etwa 20 % der Kontinentflächen , nehmen echte
Wüsten einen beträchtlichen Teil des Globus ein. Zählt man die ge-
ringfügig feuchteren Halbwüsten hinzu, kommt man auf ~50 Mio. km 2
(= ¹⁄ ³ der Festlandsflächen). In der internationalen Literatur variieren
die Flächen- und Prozentangaben beträchtlich - je nach Definition
des Begriffs Wüste und der verwendeten Abgrenzungskriterien wie
Ariditäts- oder Vegetationsindizes.
Wie andere Ökozonen/Zonobiome oder Großräume der Erde (Tun-
dren, Boreale Wälder, Steppen, Savannen, tropische Regenwälder
usw.) sind auch Wüsten als Lebensräume zu betrachten. Damit wird
auch neben einer klimatischen, orographischen oder edaphischen
Verursachung eine vegetationsgeographisch ausgerichtete physiogno-
mische Definition bevorzugt.
Hauptziel der hier zwangsläufig selektiven Informationen ist es,
das Phänomen Wüste aus dem landschaftlichen Blickwinkel zu be-
trachten, das Verständnis für geo- und biowissenschaftliche Prozesse,
kausale Zusammenhänge und vor allem für die Veränderlichkeit in
Zeit und Raum zu verstärken sowie darin die kulturhistorische Be-
deutung zu betonen.
Der inhaltliche Schwerpunkt liegt im ersten Teil des Buches in ei-
ner physisch-geographischen Beschreibung und Erklärung des Phä-
nomens Wüste. Es wird versucht, ein Grundverständnis für die
Existenz von Wüsten sowie für deren repräsentative Klima- und
Vegetationsverhältnisse mit ihren ökologischen Wechselwirkungen
zu vermitteln. Die weltweit unterschiedlichen Physiognomien von
Wüsten erklären sich zum Teil aus der Landschafts- und Erdgeschichte.
So ermöglichen geomorphologische Wüstentypen (Sand-, Fels-,
Geröll- oder Salzton-Wüsten) eine äußerliche Differenzierung und
Erklärung des jeweiligen Landschaftscharakters unter dem Aspekt
eines erdgeschichtlich jungen Klima- und Umweltwandels. Die aus
Vorzeitmilieus vererbte Oberflächengestalt der Wüsten wird unter ak-
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