Geoscience Reference
In-Depth Information
Letztlich sind Wasserknappheit und ein unregelmäßiges Angebot
die limitierenden Faktoren für Flora oder Fauna und Auslöser für
Dürrestress und damit auch der Regelfall für extreme Wüstengebiete.
Für die Artenzusammensetzung ist diese Konstellation entscheidend.
Nur Spezies mit besonderen Anpassungsstrategien an die Unzuver-
lässigkeit des Wasserangebots schaffen es, damit zurechtzukommen.
Parameter wie Temperatur, Insolation, Nährstoffmanagel usw. sind
in Wüsten meist kein Problem, von extremen Gebirgsstandorten und
Dünengebieten abgesehen.
Nebelwüsten, Luftfeuchte und Tau
Kalte Auftriebswässer verhindern an den Westseiten der Kontinente
eine konvektive Wolkenbildung. Zu den Nebel- oder Nebelwechsel-
Wüsten zählen die Namib in Südwestafrika, die Atacama in Südame-
rika (Peru, Chile), Baja California (Nordamerika), die westliche Sa-
hara und Küstenbereiche im wüstenhaften SW-Madagaskar. Nachts
zieht der Bodennebel einige Zehner Kilometer landeinwärts und sorgt
für eine oberflächliche Befeuchtung. Er bringt kaum nachhaltige,
tieferreichende Feuchte, dennoch profitieren Pflanzen und Tiere von
der Kondensation (zur ökologischen Bedeutung s. Kap. 12.2; 13.2).
Tagsüber löst sich der Nebel rasch auf; die (Hoch-)Nebelbank bleibt
meist über dem Meer liegen. Solange die Nebeldecke das Land über-
zieht, herrscht Kühle wegen der starken Streuung des Sonnenlichts.
Aufgrund ihrer marinen Herkunft sind die Küstenwüsten-Nebel salz-
haltig. Die Bildung von Salz- und Gipskrusten wurde und wird von
Nebel- und Gischteinträgen bewirkt, ergänzt durch binnenländische
Kalkstäube (Eitel 1994; Heine & Walter 1996).
Nebel kondensiert und kann in der Summe mehrere Dezimeter
Niederschlag im Jahr ergeben. Die Häufigkeit und Intensität von Ne-
beln wird gesteuert von der relativen Luftfeuchte. In den letzten Jah-
ren haben sich Forschungsprojekte und pragmatische Experimente mit
dem sog. fog-harvesting beschäftigt, indem Netze/Gewebe oder Struk-
turen mit großen Oberflächen aufgebaut wurden, um Nebel in der Ata-
cama oder der Namib auszukämmen. Inwieweit Pflanzen tatsächlich
diese Nässe verwerten können, ist noch immer umstritten bzw. differen-
ziert zu beurteilen (Kap. 13.2). Unzweifelhaft profitieren flach wur-
zelnde Pflanzen, Käfer und andere Kleintiere vom nächtlichen Nebel.
Die Luftfeuchte ist in allen Nebelwüsten mit 70 - 80 % sehr hoch -
daher werden sie auch als „humide Wüsten“ (Evenari 1985), Feucht-
luftwüsten (Weischet 1966) oder Nebelwechselwüsten (Besler 1972)
apostrophiert - jedoch sind die Regenniederschläge äußerst niedrig,
d. h. nahe Null.
In den übrigen Wüsten liegen die Luftfeuchtewerte bei 40 - 50 %.
Von Tag zu Tag oder während eines Tages können die Werte zwischen
2 und 100 % variieren. Die mittleren Monatswerte schwanken jedoch
nicht sonderlich stark; damit auch nicht der Jahresgang:
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