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meerländer - ableiten: Spätestens seit der Antike führte die Abholzung
der subtropischen Steineichenwälder und die darin praktizierte Wald-
weide zu einer der Sekundärvegetation, die von der Macchie über die
Garrigue bis hin zur Wüstensteppe, Ödland und nacktem Fels führte
(Fotos 7, 44). Winterliche Starkregen, ergänzt durch Sommergewitter,
brachten in der gestörten Vegetations- und Bodendecke eine teils ver-
heerende Bodenerosion in Gang.
Mit der Bodendecke verloren ganze Landstriche ihren oberflächen-
nahen Wasserspeicher: Die Infiltrationskapazität nahm ab, der Ober-
flächenabfluss dramatisch zu. Die Folge ist, dass die früher in einer
intakten Ökosphäre gespeicherten Winterniederschläge nun zu gro-
ßen Teilen direkt zum Vorfluter (oder in den tieferen Untergrund) ab-
fließen. Mit dem Verlust der Waldbedeckung und des Bodens wird
die Evapotranspiration eines Raumes erheblich geschwächt und da-
mit auch die Wolkenbildung - die regionalen Niederschläge nehmen
ab, die direkte Insolation nimmt zu. Ein Teil der Trockenheitsprobleme
der Mittelmeeranrainer ist sicherlich auf anthropogenes Fehlverhal-
ten zurückzuführen - zumindest lässt sich dies als These formulieren -
und dokumentiert stellvertretend auch für andere Räume eine klima-
wirksame Spielart der Desertifikation.
4.8.2 Das Aralsee-Syndrom
Da Trockengebietsböden häufig über ein gutes Nährstoffangebot
verfügen, wird im Durchflussbereich von Fremdlingsflüssen häufig
Bewässerungsfeldbau in großem Stil betrieben. Das drastische Bei-
spiel der Austrocknung des Aralsees steht für zahlreiche weitere Vor-
kommen von Umweltzerstörung und Ressourcenvernichtung. Auch
dieser Vorgang ist in das breite Spektrum möglicher Desertifikations-
prozesse einzuordnen. Hier entstehen durch fehlerhaft praktizierte
Agrarnutzung Salzwüsten , was vielfältige Folgen nach sich zieht, so-
dass dafür der Begriff Aralsee-Syndrom vergeben wurde.
Der Aralsee liegt an der usbekisch-kasachischen Grenze und war
1960 mit 69 500 km 2 der viertgrößte See der Erde. Bis 1990 ist er um
die Häfte seiner Fläche geschrumpft (2006: 27 000 km 2 ). Sein Wasser-
volumen verringerte sich dramatisch von 1040 km 3 auf 231 km 3 . Ent-
sprechend stieg der Salzgehalt von 5 g/l auf 30 g/l an (Dech & Ressl
1993). Bis 2020 wird der See fast vollständig eingetrocknet sein (Abb. 13).
Obwohl bereits seit der Jahrhundertwende etwa 2,8 Mio. ha Land
im Durchflussbereich von Amu Darja und Syr Darja bewässert wur-
den, blieb der See quasi stationär. Der jährliche Verdunstungsverlust
von 1000 mm (= 66 km 3 ) wurde durch Grundwasser und Oberflä-
chenzustrom ausgeglichen: Die beiden aus dem Pamir- und Tian Shan-
Gebirge kommenden Flüsse lieferten 55 - 56 km 3 Wasser pro Jahr. Aus
regionalen Niederschlägen (138 mm/Jahr) stammten 9,1 km 3 . Ab den
1960er-Jahren wuchs die Bewässerungsfläche (Baumwolle, Reis) bis
1990 auf über 7,5 Mio. ha. Der Feldbau entzog dem Amu und Syr Darja
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