Geoscience Reference
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(Folgen kolonialer Strukturen; internationale Kommerzialisierung
usw.);
Kurzfristige Gewinnmaximierung (Überstockung) durch ökono-
mische Farmwirtschaft u. a. m.
In diesem Kontext sind sicherlich politisch-gesellschaftliche Verän-
derungen wie Bevölkerungsexplosion, Sesshaftmachung von Noma-
den (Innerasien, Sahelzone u. a.) und damit verbundene Übernutzung
oder Raubbau besonders zu betonen. Nicht nur in der Sahel-Zone
wurden dadurch ökologisch nachhaltige Wirtschaftsweisen wie der
dem saisonalen Wasserangebot angepasste Pastoralnomadismus auf-
gegeben. Vermehrte Brunnenbohrungen in Siedlungsnähe führten
beispielsweise zu radikaler Überweidung der umgebenden Flächen,
damit oft zu irreversiblen Schäden an der Vegetationsbedeckung und
letztlich zu wüstenhaften Verhältnissen. Um die in der Fläche ver-
teilten Brunnen/Tränken bilden sich regelrechte konzentrische Kreise
mit den stärksten ökologischen Schädigungen im Zentrum. Da sich
die täglichen Weideradien der Tiere überlappen, entsteht letztlich ein
Muster erheblich bis völlig degradierter Räume. Mit der zunehmen-
den Nutzung des Grundwassers sinkt dessen Spiegel mit negativen
Folgen für die lokalen (Savannen-)Gehölze. Letztere werden durch
die nun sesshafte Bevölkerung übermäßig genutzt (Brennholz, Hüt-
tenbau), was wiederum die landschaftsökologische Degradierung
verstärkt. Eine weitere Steigerung des Landschaftsverbrauchs bis
hin zur irreversiblen Desertifikation geht von der meist starken Be-
völkerungszunahme in den schwach entwickelten Gebieten aus, so-
dass sich ein wahrer Teufelskreis einstellt (vergleichbar der über-
höhten Rotation bzw. immer kürzer werdenden Regenerationsphasen
im System des Brandrodungswanderfeldbaus). Eine disperse Dauer-
vegetation wiederherzustellen ist schwierig und zeitaufwändig, da
die Jungpflanzen sich nur in guten Regenzeiten behaupten können.
Da die Wasseraufnahme und Wasserspeicherung der Böden bereits
nachhaltig gestört sind, haben auch günstige Witterungsverläufe nur
einen bedingten Regenerationseffekt (Foto 7).
Eine einfache Kettenreaktion am Beispiel einer Grassavanne kann
die progressive Desertifikation verdeutlichen (vgl. Foto 7):
Überstockung, d. h. zu hoher Viehbesatz für eine nachhaltige, die
Regeneration fördernde Nutzung,
C Überweidung bis hin zum völligen Verbiss und dem Ausrupfen
von Vegetationssprosskegeln und Wurzeln (vor allem durch Zie-
gen); Pflanzen bilden keinen Samen mehr aus,
C Verlust des infiltrations-fördernden Bodengefüges und Ver-
schlämmung der Bodenoberfläche,
C Bodenerosion durch flächenhafte Abspülung oder Badland-
Bildung; besonders zerstörerisch durch Starkregeneffekte,
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