Geoscience Reference
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Innerhalb solcher großräumigen Wüstenlandschaften treten häufig
edaphische Besonderheiten auf, die mit der geomorphologisch-hydro-
logisch-klimageschichtlichen oder der tektonischen Entwicklung zu-
sammenhängen. Hierzu gehören z. B. Salztonebenen (Sebchas) oder
grobkörnige Schotterkörper vorzeitlicher Schwemmfächer und Fuß-
flächen.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass eine rein monokausale
Erklärung für die Existenz einer Wüste selten befriedigen kann. Die
Überblickstypisierung (1 - 6) folgt dem/den dominanten Merkmal(en)
und vernachlässigt bewusst zusätzliche Einflüsse und regionale Be-
sonderheiten. Auf letztere wird im Regionalteil eingegangen.
4.8 Desertifikation: anthropogene Wüstenbildung
Mit der verheerenden Sahel-Dürrekatastrophe 1968 - 1974 geriet ein
Problem in den Blickwinkel der Öffentlichkeit und internationaler
Behörden oder Nichtregierungs-Vereinigungen - die sogenannte De-
sertifikation . Obwohl mit den in Gang gekommenen Diskussionen
und Bekämpfungsmaßnahmen der Begriff immer wieder erweitert
wurde, lässt sich sein Inhalt am besten mit „man-made desert“ um-
schreiben, also anthropogener , vom Menschen unmittelbar ausge-
löster Wüstenbildung : Tätigkeiten und Eingriffe führen dort zu
wüstenhaften Zuständen, wo in natürlichem Zustand eine größere
Biomasse und höhere biotische Vielfalt existierte - zuvor. Besonders
anfällig sind Halbwüsten und semi-aride bis semi-humide Gebiete
(außertropische Steppen) mit ausgeprägten Trocken- und Regenzei-
ten für unangepasste Nutzung durch Weide- und Bewässerungswirt-
schaft. Je größer die klimatische Variabilität und je geringer die Jahres-
niederschläge ausfallen, desto gravierender äußern sich menschliche
Eingriffe in solch sensitiven Ökosystemen, deren Regenerationsfä-
higkeit stark begrenzt ist. Sie reagieren mit einer Kette von Folge-
wirkungen, die zu einer Verminderung bis hin zur Zerstörung des
landschaftlichen Naturpotenzials bzw. zur physiologischen Tragfähig-
keit führt (vgl. Foto 7).
Trockengebiete nehmen mehr als ¹⁄ ³ der Landflächen ein (35 - 40 %),
von denen nach Mainguet (1999) große Teile (~70 %) schwer oder
vielleicht sogar irreversibel degradiert sein sollen. Das sind ~36 Mio. km 2
und entsprechen der 3,5-fachen Größe Europas. In Afrika und Asien
sind 40 %, in Südamerika 30 % der Bevölkerung, weltweit 50 der am
wenigsten entwickelten Länder am stärksten von der Desertifikation
bedroht (www.desertification.de). Bei Middleton & Thomas (1997)
finden sich folgende Angaben aus einer UNEP-Studie:
Auf die Trockengebiete entfallen global 5160 Mio. ha Fläche. 70 %
davon leiden unter Degradationsprozessen; unterschieden nach Land-
nutzungsarten sind von 146 Mio. ha Bewässerungsland 30 %, von
458 Mio. ha Regenfeldbaufläche 47 % und von 4556 Mio. ha Weide-
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