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serungsfeldbau, Domestikation) - die sog. Neolithische Revolution -
in einem semi-ariden Klimamilieu des Vorderen Orients statt. Auf-
grund der hohen Klimavariabilität müsste dieser Raum als (Dürre-)
Risikogebiet eingestuft werden. Eitel vertritt die These, dass „… gerade
die hygrischen Fluktuationen in den Wüstenrandgebieten und die resultieren-
den Umweltveränderungen ganz wesentlich die Kulturentwicklung im frühen
und mittleren Holozän stimulierten “ und charakterisiert Wüstenränder
als „… raumzeitlich hoch dynamische Gebiete mit Umweltsystemen, die auf
Klimaschwankungen […] sehr schnell und tiefgreifend reagieren. “ Hier le-
bende Gesellschaften müssen folglich öfter als andernorts Anpas-
sungsleistungen vollbringen oder mit Migration reagieren, zumal die
Wüstenränder äußerst klima-sensitiv sind und bereits bei schwächeren
Klimafluktuationen sehr schnell reagieren. Solche Fluktuationen
waren in den letzten Jahrtausenden recht häufig und haben auch in
besser gepufferten Regionen die Lebensmöglichkeiten der Menschen
stark positiv oder negativ beeinflusst (Blümel 2009, 2006). Für die
Wüstenränder mit ihrer Vegetationsbedeckung zwischen <50 % und
>10 % bedeutet dies eine Stellung zwischen voll-ariden und semi-
ariden Gebieten und in der Klimadynamik des Holozäns einen mehr-
fachen Wechsel zwischen Wüste und Grasland.
3.4.2 Östliche Sahara: siedlungsgeschichtliche Entwicklung
Die Hyperaridität der Sahara während des Hoch- und Spätglazials
sowie die nachfolgenden Veränderungen während der holozänen
Feuchtperiode(n) werden in Kap. 12.1.3 ausführlich behandelt. Hier
sei vorab auf siedlungs- und kulturhistorische Aspekte verwiesen:
Vor etwa 10 000 Jahren begann mit der Ausdehnung und Intensi-
vierung des tropischen Monsuns wie auch der Reichweite der zy-
klonalen Niederschläge (Westwindzirkulation) die Transformation
der Wüste in eine Halbwüste/Wüstenrandgebiet, schließlich in
Steppen- und Savannenformationen (Abb. 5).
Um 8000 bis 5000 v.Chr. unterlag die östliche Sahara einem pe-
riodischen, semi-ariden Niederschlagsregime. Felsmalereien, Arte-
fakte, ausgetrocknete Seen, Fossilien und fluviale Prozesse doku-
mentieren diese intensive Feuchtphase (Foto 2; s. Dreikluft 2005).
Für die Zeit zwischen 7000 und 5300 v.Chr. ist Weidewirtschaft
(teils in sesshafter Form) mit Ziegen und Schafen nachgewiesen
(= Bubalus- oder Rinderzeit in der westlichen und zentralen Sa-
hara). Wildgetreide wurde in der Grassavanne gesammelt.
Ab etwa 5300 v.Chr. schwächte sich der Monsun ab (Abb. 6).
Menschliche Aktivitäten mussten sich zunehmend auf noch be-
günstigte Regionen beschränken. Der Raum verwandelte sich bis
in das 3. Jahrtausend v.Chr. zurück in eine Art Wüstenrandgebiet.
Nach diesem Prozess der siedlungsgeschichtlichen Regionalisierung
erfolgte schließlich die Marginalisierung der kulturellen Entfaltung
(Kuper & Kröpelin 2006). Es resultierte eine besondere Art der
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