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(Abb. 5; Runge 2001). In diesem Stadium war die Sahara als Wüste
nicht existent. Als Hauptursache dafür wird die Stellung der Erdach-
se angesehen. Sie war im genannten Zeitraum einige Zehntel Grad
stärker geneigt als heute. Zudem lag der Perihel im September (heute:
Januar). Die Nordhalbkugel erhielt mehr Sonneneinstrahlung.
Diese extraterrestrische Konstellation bewirkte das postglaziale
oder holozäne Wärmeoptimum (Abb. 6). Der afrikanische und in-
dische Monsun nahmen zu; mit dem vermehrten Niederschlag brei-
teten sich die Savannen gegen die Wüste Sahara aus. Vor etwa 5500
Jahren setzte wieder eine Aridisierung ein, aus der die heutige hyper-
aride Wüste resultierte.
Abgleich mit anderen Wüsten: Die klimatisch-landschaftsge-
schichtlichen Befunde aus dem saharischen Bereich und ihre zeitliche
Einordnung lassen sich nicht pauschal auf die Wüsten aller Kontinente
übertragen. Nicht überall verlief die Entwicklung gleichartig oder syn-
chron. In manchen Hochgebirgsregionen änderten sich die Höhen-
stufen und Vergletscherungsverhältnisse. Die späteren Kältewüsten der
kanadischen Arktis sowie Grönlands und Spitzbergens lagen während
des Hochglazials unter Eisbedeckung. Ihre Ausprägung als periglaziale
Kältewüste entwickelte sich zeitlich anders als in den heutigen sub-
tropisch-randtropischen Wüsten. Auch besteht zwischen den Wüsten
Innerasiens und ihren teils vergletscherten (hoch-)gebirgigen Nachbar-
regionen während des Quartärs eine geomorphologisch-hydrologische
Beziehung, wie sie z. B. in den afrikanischen Wüsten fehlt.
Dennoch zeigte sich ein erstaunlich synchroner jungquartärer
Landschaftswandel beispielsweise zwischen Ost-Sahara und zentral-
asiatischen Wüsten (Pachur & Altmann 2005) und indiziert für Teile
der Mittelbreiten und Tropen/Subtropen einen von der Solarintensität
gesteuerten nordhemisphärischen Klimawechsel. Etwa zeitgleich zur
Sahara erreicht auch die extreme Trockenheit im LGM in vielen Wüs-
ten ihren Höhepunkt. Mit den hohen globalen Druckunterschieden
verbunden ist eine besonders starke Aerodynamik: In den großen
Sandwüsten (Ergs) formieren sich die Megadünen-Systeme der Draa
(Sahara, Namib, Takla Makan; Fotos 52, 19) oder die riesigen Längs-
dünenfelder der Kalahari und Australiens (Foto 65). Die heutige
Dornbusch- oder Wüstensavanne der ehemaligen Kalahari-Wüste
steht mit ihren fixierten Längsdünen als eindrucksvolles Beispiel für
die letzt-kaltzeitliche Expansion der äolischen Formung offener Räu-
me. Thomas (1987) gibt für ihre stabilisierte Dünenfläche 1 Mio. km 2
an. Damals verbanden wüstenhafte Verhältnisse die Kalahari mit der
Abb. 5
Rekonstruktion und Vergleich der Vegetationsentwicklung in Afrika seit dem LGM
(Letztes Hochglazial) - der Zeit der global größten Wüstenausdehnung im Jungquartär.
Auch die Namib hatte sich während des LGM um ein Mehrfaches ausgeweitet. Während
des postglazialen Wärmeoptimums zwischen 9000 und 5000 J.v.h. war der saharische
Bereich als Wüste nicht mehr existent (aus Runge 2001).
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