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rend der potenziellen Vegetationsperiode. Bei durchschnittlichen
Temperaturen des wärmsten Monats unter 5 oder 6 °C können sich
Blütenpflanzen kaum noch ansiedeln bzw. sich fortpflanzen. (Be-
reits in der klimatisch günstigeren hocharktischen Tundra gibt es ei-
nige Phanaerogamen, die zur Samenreife zwei Vegetationsperioden
benötigen.) Der Wärmemangel wird verstärkt und die Vegetations-
periode verkürzt durch die ungleich verteilte, oft lang anhaltende
Schneedecke: Dicke Schneewechten benötigen häufig einige Wochen
länger, bevor sie die Oberfläche freigeben und damit bio-chemische
Prozesse anlaufen könnten. Foto 69 zeigt ein Beispiel von der nörd-
lichen Antarktischen Halbinsel.
16.1 Arktische Kältewüsten
Die Vegetation und die Struktur arktischer Ökosysteme folgen in ihrer
räumlichen Anordnung zonalen Klimaeinflüssen sowie dem ozea-
nisch-kontinentalen Gradienten. So beginnt definitionsgemäß die
polare Zone der Nordhalbkugel nördlich der Wald-/Baumgrenze , die
ebenfalls mit Wärmemangel erklärt werden kann. Bleibt die Durch-
schnittstemperatur des wärmsten Monats unter 10 °C, setzt der Baum-
wuchs aus; bei der 12 °C-Juli-Isotherme etwa ist die Waldgrenze
anzutreffen. Eine weitere Faustregel besagt, wenn in der Vegetations-
periode vier Monate unter einer Mitteltemperatur von 5 °C bleiben,
ist die Baumgrenze zu erwarten (Schultz 2000). Das baumlose Polar-
gebiet lässt sich gliedern in:
Niederarktische Tundra: wärmster Monat zwischen +10 und +6 °C
Mitteltemperatur.
Hocharktische Tundra: wärmster Monat unter +6 °C Mitteltem-
peratur.
Kältewüste (Frostschuttzone): wärmster Monat unter +5 bis +2 °C
Mitteltemperatur.
Eiswüste (Gletscherzone) und Meereisdecke: wärmster Monat
unter 0 °C Mitteltemperatur.
Die ersten drei Teilzonen werden dem Periglazialgebiet zugerechnet.
Ihr Untergrund wird von Permafrost eingenommen, dessen obere
Bereiche in der Kältewüste wenige Dezimeter, in der niederarktischen
(Strauch-)Tundra über 2 m während der Sommermonate auftauen.
Das zonale Landschaftsmodell ist bei der Arktis nicht ideal entwickelt,
da der Nordpol im Zentrum des Arktischen Polarmeeres liegt, das
von einer saisonal stark variierenden Meereisdecke überzogen wird.
Vergletscherte Bereiche und die Periglazialgebiete finden sich an den
Rändern des Polarozeans. In den Sommermonaten liegen die Mittel-
temperaturen in Kältewüstenstandorten wenige Grade über dem Ge-
frierpunkt, im Winter etwa zwischen -15 °C (Golfstrom-Einfluss) und
-32 °C an kanadischen und sibirischen Arktis-Küsten (Blümel 1999).
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