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15.1.1 Zur natürlichen Klima- und Landschaftsgeschichte
Seit dem Jura hat sich syngenetisch zur Heraushebung Tibets und
seiner Randgebirge dieses weltweit größte endorhëische Becken des
Tarim eingesenkt. Große Mengen an Abtragungsmaterial wurden in
die Senke geschüttet - allein im Pleistozän 400 - 500 m - in deren
Mitte sich heute die Takla Makan erstreckt. Sie gilt wegen ihrer
Megadünen (Draa) als echter Erg und konkurriert mit den Namib-
Dünen um die größten Höhen: 75 % der Dünen sollen höher als
100 m sein, manche höher als 200 m (Goudie 2002). Andere Angaben
gehen bis zu 300 m.
Die Sandwüste ist zurzeit weltweit die einzige mit einem positiven
Sandbudget , das von dem anhaltenden Sedimentzufluss aus den Ge-
birgsländern herrührt. Die Takla Makan gilt als wichtige Quelle der
mächtigen chinesischen Lössdecken. Die Randbereiche des Beckens
sind dagegen weitgehend ohne nennenswerte Sandauflage. Hier wur-
den an den Gebirgsfüßen Schuttkegel ausgebreitet, deren Oberfläche
im geomorphologischen Sinne als Gobi (Steinwüste) bezeichnet wird.
Hier liegen auch die wichtigsten Oasensiedlungen und Verbindungs-
wege (Abb. 60).
Besonderes Interesse erweckte bereits früh das Gewässernetz des
Tarim-Beckens, das im spektakulären wandernden (und schließlich
im 20. Jahrhundert verschwundenen) See Lop Nor endete. Dem Phä-
nomen der äußerst lebensfeindlichen, unberechenbaren, von Wetter-
extremen wie eisige Kälte und hereinbrechenden Stürmen der Dü-
nenwüste stehen bzw. standen üppige Lebensräume in den Auen der
Gebirgsflüsse gegenüber. Weit in das Hinterland von Karakorum oder
Tienschan zurückreichende Flüsse transportieren saisonal Schnee- und
Gletscherschmelzwasser in die Wüste - ein Kennzeichen winterkalter,
kontinentaler Wüsten, die an Hochgebirge grenzen. Es versickert und
verdunstet in Endseen und Sumpfgebieten, so auch in der Takla Ma-
kan: Von Süden kommende kleinere Flüsse versickern in den Sanden;
aber auch der Keriya-He (Abb. 60) erreicht den am Nordrand ver-
laufenden Tarim heute nur noch bei außergewöhnlich starker Wasser-
führung. Aus Südwesten kommen der Yarkand-He (900 km Lauflänge)
und der Karakash- und Hotan-He (Hetian; 1000 km). Sie vereinigen
sich mit den nördlichen Zuflüssen Kashgar-He (Kysylsu; 800 km) und
Aksu (600 km) zum 2000 km langen Tarim , der noch um 330 n.Chr.
im Lop Nor auslief (Lex. d. Geogr. 1970).
Die Entwicklung der heutigen Wüste Takla Makan steht in einem
vielleicht unerwarteten Kontext mit der Hydrologie des Tarim-Be-
ckens: Eine 1986 von D. Jäkel geleitete chinesisch-deutsche Ex-
pedition in den Kunlun-Shan und die Takla Makan erbrachte u. a.,
dass das Becken der heutigen Wüste Takla Makan von einem riesigen
Süßwassersee bedeckt war, dem Paläo-Lop Nor (Jäkel 1991a). Wie
eine große Ohrmuschel erscheinen aus der Höhe die markanten See-
spiegel-Terrassen des jüngeren und deutlich kleineren Lop Nor. Sie
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