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Kulturgeschichtliche Aspekte
Archäologische Befunde am Paroo-Fluss (Lake-Eyre-Becken) machen
wahrscheinlich, dass das letzte Hochglazial trockener und damit die
Lebensmöglichkeiten der Aborigines schwieriger waren als heute
(Robins 2005). Die vor etwa 40 000 Jahren über eine Landbrücke
zu Neuguinea über die Timor-See nach Australien eingewanderten
Menschen waren als Jäger- und Sammler-Gesellschaften auf ein Netz-
werk von kleinen Wasserstellen, Flusskolken, Tümpeln, Quellnischen
o.Ä. angewiesen. Diese boten zwar nur wenig Wasser, aber oft genug,
den Menschen als Basis für die Nutzung der umgebenden Wüsten
oder Halbwüsten zu dienen.
Kenntnis der Lage von Wasserstellen und Tradierung von Erfah-
rungen gehören zu den unabdingbaren Überlebensstrategien der Ab-
origines, zumal durch den häufig edaphisch stark durchlässigen Un-
tergrund Oberflächenwasser sehr selten ist. Mit den klimatischen
Veränderungen und Fluktuationen während des Quartärs und Holo-
zäns änderten sich diese sensiblen Netze des Öfteren und bestimmten
die Dimension und Tragfähigkeit des menschlichen Aktivitätsraums.
Dürrezeiten zwangen immer wieder zum Rückzug aus der Wüste.
Bis zur Landnahme durch die Europäer praktizierten die Abori-
gines eine entsprechend nomadische Lebensweise, die sich auf das
Sammeln von Wildpflanzen und das Jagen stützte. Diese naturnahe,
vermeintlich angepasste Lebensweise hat jedoch in den letzten 30 000
Jahren zu erheblichen Veränderungen der Vegetationsdecke und
Artenzusammensetzung geführt. Natürliche Feuer und aus jagdtech-
nischen Gründen gelegte Brände begünstigte die Pyrophyten (v. a.
Eukalypten). Es ist wohl auch davon auszugehen, dass sich die Rand-
bereiche der Trockengebiete durch die gezielten Brände gegen die
feuchteren Savannen und semi-humiden Gehölzformationen aus-
gebreitet haben.
Vergleichbar den Buschmannkulturen (San) in der Kalahari und
der Namib, sind Zeugnisse der frühen Aborigine-Kultur vor allem am
Rand von Gebirgen, Felswänden und Schluchten erhalten. An Über-
hängen und in Abris finden sich Felsmalereien, die Informationen zu
spirituellen Vorstellungen ( Traumpfade ) oder den physischen Lebens-
umständen der Ureinwohner vermitteln. In der Weite des Outbacks
fehlen weitgehend bleibende Kulturrelikte, wenn man von Streufun-
den wie Steinwerkzeug-Artefakten absieht.
Siedlungsreste oder Spuren von längerer sesshafter Lebensweise
(vergleichbar der Sahara im postglazialen Feuchteoptimum) sind in
der Fläche bisher nicht gefunden worden. Jedoch kann man die Ge-
birge und Stufenlandschaften mit ihren Malereien, Feuerstellen etc.
als rituell bedeutsam und vermutlich regelmäßig besucht ansehen.
Bei klimatischer Verschlechterung der Versorgung in der Fläche dürf-
ten sie als Rückzugsgebiete genutzt worden sein.
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