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ihren mindestens 10 - 12 tragenden Personen wird zumindest teil-
weise abgelöst von kleineren, fest gefügten Haushalten, die
Pastoralnomadismus betreiben und Steinkreissiedlungen im Freiland
einrichten (Speich 2010; Kinahan 2001).
Das Hirtennomadentum basiert zunächst auf Schafhaltung. Später
kommen Ziegen und stellenweise auch Rinder hinzu. Der Verbiss der
Wüstensavanne wie auch die Entnahme von Brennholz und Gerüst-
holz für die Behausungen dürfte die landschaftsökologischen Bedin-
gungen beträchtlich verändert haben. In dieser Phase wird auch die
Keramik von den Pastoralnomaden und Brandberg-Bewohnern adap-
tiert. Die Gesellschaft verharrt fast bis in die Neuzeit auf ihrer stein-
zeitlichen Werkzeugtechnologie. Ihre marginalen, teils prekären
Lebensräume dürften weitere Innovationen durch Migration/Zuwan-
derung lange Zeit verzögert haben. Im Zuge der Kolonialepoche endet
auch im Brandberg und anderen Teilen des Namib-Randes diese an-
passungsfähige Kultur. Letzte kleine aktive San-Populationen leben
heute im namibisch-botswanischen Grenzbereich.
(Ergänzende Literatur zur Vor- und Frühgeschichte: Bubenzer et
al. 2007: Atlas of Cultural and Environmental Change in Arid Africa;
Lenssen-Erz 2001, 2007; Richter 1991; Vogelsang & Wendt 2007.)
12.3 Kalahari - eine vorzeitliche Wüste
Die Kalahari gilt gemeinhin als Wüste, was dem gegenwärtigen
Landschaftscharakter jedoch nicht entspricht. Heute sind die riesigen
Längsdünenfelder durch Vegetationsgesellschaften fixiert (Fotos 60,
37, 59).
Als ehemalige Sandwüste und Kalkkrustenwüste ist die Kalahari
gegenwärtig Teil des dreigliedrigen südwestafrikanischen Trocken-
gebietes, dessen extremer Vertreter die westlich gelegene Namib dar-
stellt und zu dem auch die südlich angrenzende Große Karoo - eine
Art Wüstensteppe - gehört. Die Kalahari präsentiert sich nicht in be-
sonders eindrucksvollen Landschaftsszenerien, sondern eher durch
ihre Bewohner: Bereits mit den ersten Erkundungen des süd(west)
lichen Afrika durch Händler und Missionare fanden die Berichte über
die Lebensformen und frappierenden Anpassungsstrategien der San
(Buschleute, bushmen) ein breites Interesse.
Noch heute machen die in kleinen Gruppen auf namibischem, vor
allem aber botswanischem Territorium lebenden Jäger und Sammler
aus vielerlei Gründen neugierig. Die relativ kleinwüchsigen Busch-
leute mit ihrer hellbraunen Hautfarbe gehören zur khoisaniden
Gruppe, deren Sprache (Tswana u. a.) durch diverse Knacklaute auf-
fällt. Sie gelten als die indigene Bevölkerung des südlichen Afrika
(Robbins et al. 2005). Ihr Lebensraum als Jäger und Sammler war
weit ausgedehnt und dokumentiert sich in felsigen Landschaften
durch fantastische Felsmalereien und -gravuren (Fotos 57, 58), deren
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