Geoscience Reference
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den als „Regentiere“ der San gedeutet (Lenssen-Erz 2000) - was die
erwähnte Funktion des Brandbergs als Gebirgsoase mit seiner rela-
tiven Niederschlagsgunst bekräftigt (Foto 57).
Nach Kinahan (2001) begann die Okkupation der höheren Ge-
birgsstufen vor etwa 5000 Jahren und korreliert mit dem Beginn der
zunehmenden Aridisierung des Großraums. Unter den trockeneren
Bedingungen wurden die Gebirge wie der Brandberg oder der Erongo
mit ihren Kluftquellen und Kolken besonders bedeutsam. Als Wohn-
plätze genutzt wurden die zahlreichen Felsüberhänge (Abris; rock
shelters ) und Hohlräume zwischen den teils gigantischen Wollsackblö-
cken.
Der klimatische Wandel kann u. a. von den stärker chemisch ver-
witterten Sedimenten in den Abris abgeleitet werden. Die jüngeren
Ablagerungen sind vornehmlich äolisch. Seit 3000 bis 4000 Jahren
hat sich der Sedimentcharakter in den Siedlungsplätzen nicht mehr
geändert (Vogelsang & Wendt 2007). Der Brandberg diente mit seinen
sicheren Wasserstellen bis in die Kolonialepoche hinein als Siedlungs-
platz.
In der vorausgehenden mittelholozänen Feuchtphase (~8000 - 5000
J.v.h.) ist ein weiter ausgreifendes, zumindest nomadisches Leben
denkbar, vor allem entlang der Fremdlingsflüsse. Die wenigen arte-
sischen Wasservorkommen am Namib-Rand wie Gai-As (Damaraland)
oder Grundwasseraustritte in den Rivierbetten dürften ergiebiger und
verlässlicher gewesen sein. Vermutlich nutzte man auch flache Schöpf-
brunnen in den lockeren Fluss-Sedimenten. Die distalen Wüstenflächen
der Zentralen Namib zwischen diesen Flussoasen wurden vermutlich
von den Jäger- und Sammler-Gesellschaften gemieden. Das Leben in
größeren Sippen war zentripetal auf die verlässlichen Wasserstellen
ausgerichtet. Die archäologischen, frühgeschichtlichen Fundstellen in
Namibia belegen die Bedeutung des feuchteren gebirgigen Wüstenrand-
gebietes für die Kulturentwicklung - die großen Wüstenflächen blieben
im Ganzen meist Anökumene.
Als Jagdbeute standen im blockig-felsigen Gebirge des Brandbergs
jedoch nur kleinere Tiere wie Klippschliefer ( Procavia capensis ),
Zwergantilopen (Klippspringer; Oreotragus oreotragus ) oder Feldhasen
( Pronolagus randensis ) zur Verfügung. Die grandiosen Felsbilder zeigen
aber vor allem das Spektrum der großen Savannen-Antilopen, Zebras,
Giraffen, Nashörner und Elefanten sowie Jagdszenen und soziales
Leben. Das angrenzende Wüsten- und vor allem Wüstenrandgebiet
war offensichtlich Teil des Lebensraumes und dürfte vor allem in
guten Regenzeiten und eventuellen klimatisch feuchteren Phasen als
Jagdrevier genutzt worden sein.
Man muss aber auch davon ausgehen, dass bereits damals das Öko-
system durch die menschlichen Aktivitäten verändert wurde: Seit
etwa 1500 Jahren wandeln sich mit der innovativen Viehhaltung
auch die Lebensformen. Die Jäger- und Sammler-Gesellschaft mit
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