Geoscience Reference
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Blümel et al. 2009). Ob dieser Raum durchgehend oder nur phasen-
weise genutzt wurde, muss offen bleiben.
Ob es Jäger- und Sammler-Gesellschaften waren, die diesen Raum
aufgesucht haben oder ob die Hüttenreste zu nomadisierenden Vieh-
züchtern gehören, ist nicht klar zu beantworten (vgl. Speich 2010;
Kinahan 2001). Zwar gibt es an der Uniab-Mündung einige Stellen
mit oberflächennahem Grundwasser und kleine Riedvorkommen,
doch geht man von Weidemöglichkeiten für Vieh oder für (Groß-)
Antilopen aus - ein episodisch abkommendes Rivier wie der Uniab
schafft schwerlich eine ausreichend üppige, savannenartige Vegetation
außerhalb des Überflutungsbereichs. Um ausreichend Äsung in Form
von Grasfluren bereitzustellen - für Savannentiere oder Kleintier-
herden - müssen gestaffelte örtliche Niederschläge auftreten. Geht
man davon aus, dass die Hütten und Windschirme aus regionalem
Material errichtet wurden und Brennmaterial benötigt wurde, müss-
te entsprechendes Buschwerk, Laub und Gras verfügbar gewesen sein.
Es ist auffällig, dass sich im Uniab-Gebiet keine Siedlungsspuren mehr
finden lassen, die jünger wären als das Hochmittelalter.
Ein weiterer Indikator für im Mittelalter stärker nach Westen aus-
greifende Niederschläge könnte im Vorkommen von Welwitschia mira-
bilis gesehen werden. Sie kann als Relikt savannenartiger Ökosystem-
verhältnisse betrachtet werden, da der Sämling mindestens 10 - 15
Jahre mit gutem Feuchtigkeitsangebot benötigt, um ein intensives
Wurzelwerk anzulegen. Es lässt sich im Westen der Etendeka-Basalte
eine Front von nur mäßig großen Pflanzen ausmachen, die etwa
20 km vom Atlantik entfernt einsetzt und hier autochthone Regen-
fälle anzeigt. Im jetzigen Extremwüstenklima zeigen die Pflanzen nur
ein kümmerliches Wachstum. Zudem belegen heute übersandete, in-
aktive Tälchen - nur wenige Kilometer vom Atlantik entfernt - ört-
liche Niederschläge mit Oberflächenabfluss (vgl. Blümel et al. 2009,
2000). Es ist somit nicht unwahrscheinlich, dass sich der Wüstenrand
eine Zeit lang nach Westen verlagert und zu Regen innerhalb der
hyperariden Wüste geführt hat. Möglicherweise korreliert diese Fluk-
tuation als Feuchteschwankung mit dem mittelalterlichen Wärme-
optimum , das zur Besiedlung von Island und Grönland geführt hat
oder als klimatische Gunstphase zur Bevölkerungsexplosion und frap-
pierenden wirtschaftlichen Prosperität des Hochmittelalters in Zen-
traleuropa beigetragen hat (vgl. Blümel 2009b, 2006).
Frühgeschichtliche Lebensräume: Brandberg und Erongo
In der nachfolgenden Kleinen Eiszeit dürften sich die Menschen vor
allem in den Raum um den Brandberg und in das Gebirge selbst zu-
rückgezogen haben. Im Wüstengebiet wie dem Uniab-Fächer finden
sich zumindest keine jüngeren Siedlungsreste.
Der Brandberg mit seinen 2500 m ü.M. ist ein Regenfänger am
östlichen Namib-Rand und ermöglichte in den jüngsten Jahrtausen-
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