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Die Seesedimente liefern palynologische, hydrologische und
planktonische Befunde sowie Datierungen. Danach führte der Klima-
wandel um ~4300 cal yr BP (kalibr. J.v.h.) zur Austrocknung nahezu
aller stehenden Gewässer, mit Ausnahme der Ounianga-Seen. Die
Paläo-Umweltindikatoren zeigen an, dass die Niederschläge von
~250 mm/Jahr um 6000 cal yr BP auf <150 mm/Jahr um 4300 cal yr
BP zurückgingen. Um 2700 cal yr BP war etwa der heutige hyper-
aride Zustand mit <50 mm/Jahr erreicht. In Abgleich mit Untersu-
chungsergebnissen verschiedener Disziplinen bekräftigt die Forscher-
gruppe ihre Ergebnisse: Die östliche Sahara vollzog einen gleitenden
Niederschlagsrückgang seit dem Mittel-Holozän. Die bisherige Ana-
lyse des Sedimentkerns von Ounianga Kebir bestätigt die Befunde
und lässt hochauflösende Ergebnisse zur jüngsten Klimageschichte
der Ost-Sahara erwarten. Ein abrupter Vegetationskollaps fand dem-
nach nicht statt. Kröpelin (2009) folgert sogar: „ Die langsame Expansion
der größten Wüste der Erde hat die heutige Verteilung der Völker, Sprachen,
Wirtschaftsweisen und Kulturen auf dem gesamten Kontinent in einem Maße
beeinflusst, dass man sie als einen ‚Motor der Geschichte Afrikas' betrachten
kann.“
Die kulturgeschichtliche Entwicklung und ihr Verlauf am Beispiel
der Ost-Sahara belegt eindrucksvoll die Dependenz des Menschen
von Klimakonstellationen und ist auch auf andere (Trocken-)Gebiete
zu übertragen: Das klimatisch bestimmte Landschaftspotenzial er-
öffnet Möglichkeiten zu wirtschaftlicher Nutzung und kultureller
Entfaltung oder limitiert bzw. beendet entsprechende Aktivitäten,
führt zu Migration oder Kollaps (vgl. Blümel 2009a,b, 2006; Diamond
2006).
12.2 Namib: Küsten- und Wendekreiswüste
Über etwa 2000 km erstreckt sich die Namib an der Atlantikflanke
Südwestafrikas , von der Cape Olifants River-Mündung in Südafri-
ka über den Oranje als Grenzfluss weiter durch den gesamten na-
mibischen Landesteil (dort ~1400 km) bis hinein nach Südwest-
Angola (Abb. 48). Ihre Breite beträgt, wenn man den Wüstenbegriff
enger fasst, im Süden 70 - 100 km, im Norden 30 - 50 km. Andere
Angaben gehen etwas darüber hinaus: Maximal 120 - 140 km. Der
Ostrand der Wüste stößt an den Fuß der Großen Randstufe (Great
Escarpment), die steil auf etwa 1200 m ansteigt. Sie ist - zusammen
mit der Hochebene - ein Teil von Hochafrika, der sich bis in die
Drakensberge im Osten Südafrikas fortsetzt. Von der Kulmination aus
dacht sich die südwestafrikanische Hochfläche in Richtung Kalahari-
Depression ab.
Abb. 48
Geomorphologische Gliederung der Wüste Namib (veränd. n. Kayser 1973).
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