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und im Jebel Meidob (Südrand der Ost-Sahara) entstanden die Seen
früher. In den Talniederungen entwickelten sich Seen und Sümpfe,
die die Ausbreitung der Pflanzen- und Tierwelt entlang der Flussläufe
ermöglichten. Eine schüttere Vegetation überzog sogar die lebens-
feindlichen Fels- und Schuttwüsten (Hamadas). Von Süden her konn-
te die äthiopide Savannenfauna einwandern. Für Jäger-Samm-
ler-Gesellschaften oder Pastoralnomaden war der Raum in allen
Richtungen durchgängig und nutzbar. Aus dieser Zeit resultieren vo-
luminöse Reserven an fossilem Grundwasser (vgl. Pachur & Altmann
2006; Pachur 1987).
12.1.3.2 Phasen der ostsaharischen Besiedlung
Der Raum umfasst - mit der Fläche Westeuropas - Teile Ägyptens
und des Nordsudans, das östliche Libyen und den nordöstlichen
Tschad. Zur Rekonstruktion vorzeitlicher Klimaverhältnisse eignet
sich die Ost-Sahara insbesondere, da keine Gebirge mit ihren spezi-
fischen Gesetzmäßigkeiten die zonalen Bedingungen stören. Die hier
gewonnenen Proxidaten spiegeln somit weitgehend die vorzeitlichen
regionalen (autochthonen) Gegebenheiten wider. Die hier seit Jahr-
zehnten tätigen Wissenschaftlergruppen nutzen natürliche wie an-
thropogene Archive zur Umwelt- und Besiedlungsrekonstruktion der
letzten etwa 12 000 Jahre (v gl. u. a. Baumhauer et al. 2009; Gabriel 1977;
Kröpelin 2009, 2007a, 1993; Kröpelin & Kuper 2007; Kröpelin 1993; Pachur
& Altmann 2006; Petit-Maire 1991 u. a.m. ).
Die Rekonstruktion der holozänen Besiedlung schließt mit den
Siedlungsplätzen und Felsbildern den Menschen als Klimaindikator
ein - er benötigte ganzjährig Zugang zu Oberflächenwasser. 150
archäologische Grabungen und 500 14 C-Daten ermöglichen genauere
Aussagen und das Ausgliedern von Zeitscheiben (Abb. 47; Kröpelin
2009; Kröpelin & Kuper 2007; Pachur & Altmann 2006).
Die Nachverfolgung der Änderungen von Siedlungsplätzen und
Aktionsräumen dokumentiert zunächst das Schrumpfen der Wüsten-
fläche bzw. das Fortschreiten der Savanne gegen die Wüste von Süd
nach Nord.
Zum Hochstand der letzten Glazialzeit war auch die Ost-Sahara
hyperarid (s. o.). Im Spätglazial erstreckte sich die Sahara - im Ver-
gleich zu heute - noch mehrere hundert Kilometer weiter nach
Süden. Menschliche Aktivitäten waren an den Nil als Flussoase ge-
bunden (Abb. 47A); die Wüste war völlige Anökumene.
Mit dem Einsetzen des Holozäns breiteten sich semi-aride Ver-
hältnisse mit savannenähnlicher Vegetation aus, die eine ent-
sprechende Fauna nach sich zog. Die Proxidaten lassen auf
Niederschlagshöhen im Süden von 450 mm (Wadi Howar) und
im Norden auf über 50 mm (Große Sandsee Ägypten) schließen.
Wildbeutergesellschaften, die bereits Keramik herstellten, nutzten
den Raum flächenhaft. Felsmalereien dokumentieren damalige
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