Geoscience Reference
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lung eines ununterbrochenen Wüstenzustands definitiv obsolet ge-
worden ist. Geomorphologische Untersuchungen führten nach und
nach, unterstützt durch verbesserte physikalische Altersbestimmun-
gen, zu einem immer deutlicher werdenden Bild der saharischen
Landschaftsevolution und zeigten, dass seit dem Erdmittelalter klima-
tische und damit auch landschaftsökologische Veränderungen die
Regel waren. Sehr eindrucksvoll wurden im Buch von Dreikluft
(2005) die kulturgeschichtlichen Zeugnisse wie Felsbilder, Gravuren,
Artefakte und Steinsetzungen dokumentiert. D. Busche erhellt darin
die wechselvolle Landschaftsgeschichte der Sahara in ansprechenden
Bildern und verständlichem Text.
Die Sahara im Tertiär
Afrika war während des Erdmittelalters (Mesozoikum) Teil des rie-
sigen Urkontinents Gondwana und hing noch mit Südamerika zu-
sammen. Es gibt Anzeichen dafür, dass der Ur-Amazonas in der Zeit
von ~250 - 200 Mio. Jahren vom Tschadbecken/Ennedigebirge über
Grabensysteme in den Pazifischen Ozean entwässerte (Friedhuber
2002). In der Folgezeit zerbrach Gondwana; der Atlantik bildete
sich aus. Der saharische Raum wurde kontinental-trocken. Nach
der kreidezeitlichen Transgression verursachte im Älteren Tertiär
ein feucht-tropoides Klima eine tiefreichende hydrolytische Ver-
witterung von teils mehreren hundert Metern. Es entstanden rote
Böden und teils gebleichte Saprolite (Busche 1998, 2005). Durch Lö-
sungsverwitterung und -abtrag verloren silikatische Gesteine bis über
20 % an Volumen. Die Quarzanteile der kristallinen und metamor-
phen Gesteine können als eine wesentliche Sandquelle nachfolgender
Reliefgenerationen angesehen werden.
In einem späteren Entwicklungsschritt wurde die Saprolitdecke
wohl unter trockeneren Klimabedingungen partiell abgetragen und
am Südrand der Schwellenregion in einer Schwemmland- und
Sumpfzone abgelagert. Es entstand das durch Eisenkrusten ( ferricretes )
gekennzeichnete Continental Terminal . Den größten Teil des saharischen
Reliefs stellen riesige, unterschiedlich intensiv zerschnittene Fels-
flächen. Sie gehören bis in die Mitte des Tertiärs zu einer fast die ganze
Region überspannenden Rumpffläche. Diese wurde - bei anhaltender
epirogenetischer Krustenhebung - im Laufe von einigen Zehner
Millionen Jahren durch flächenhaften klastischen Abtrag wie auch
durch Lösungsabfuhr um teils mehrere tausend Meter erniedrigt (s.
Wirthmann 2000).
Jüngeres Tertiär (Miozän - Pliozän; 23,8 - 2,3 Mio. Jahre): Tekto-
nische Hebungen wölbten die Sahara-Schilde auf; stellenweise kam es
zu Basaltvulkanismus. In dieser Zeit formierte sich das Gewässernetz
als Steuerungsfaktor für die weitere Reliefausformung und die An-
lage geomorphologischer Einheiten, die heute unter den Begriff der
geomorphologischen Catena (arid-geomorphologische Sequenz) zu-
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