Geoscience Reference
In-Depth Information
Zahlreiche bodenkundliche Untersuchungen widmen sich der
Frage nach jung-pleistozänen und holozänen Klimawechseln . So
zeichnet sich ein Schrumpfen der ausgeweiteten Wüste Sahara durch
eine rasche Zunahme feuchter Bedingungen für den Zeitraum >12 000
und ~9300 J.v. h. ab - mit einer Umkehr von humiden zu ariden
Bedingungen vor ~10,5 - 10 ka (vgl. Felix-Henningsen et al. 2009).
Untersuchungen an Paläoböden im Tschad und in Mauretanien be-
legen noch eine jüngste, mittel-holozäne Dünenaktivität, die um
~5000 und ~3000 J.v.h. stattfand und nur die oberen Sandlagen be-
traf. Nach der Zeit ~3500 - 3000 J.v.h. existierte nach Felix-Henningsen
(2000) genügend Feuchtigkeit, um die Sahel-Dünen durch Vegetation
und Bodenbildung zu fixieren.
Bodenkennwerte (u. a. Silikatverwitterung) deuten darauf hin,
dass die alten Dünen im Nördlichen und Mittleren Sahel von Relikt-
böden überzogen werden, die sich unter Niederschlagsbedingungen
höher als ~500 mm/Jahr während früh- und mittel-holozäner Feucht-
perioden bildeten. Da nach Völkel (1988, 1989) auch in der Süd- und
Zentral-Sahara Paläoböden aus dieser Feuchtphase existieren, lässt
sich auch für den Sahel eine Aridisierung des Klimas nach der mittel-
holozänen Feuchtphase ableiten. Die Böden der Altdünen sind so-
mit als Paläoböden einzustufen.
12.1.3 Klima-, Landschafts- und Kulturgeschichte
Die Sahara hat in den letzten Jahrzehnten im Fokus wissenschaftlicher
Bearbeitung gestanden, da in diesem größten hyperariden Raum
der Erde besonders spektakuläre Indizien und Zeugnisse für einen
sehr jungen und tiefgreifenden klimatischen wie kulturgeschicht-
lichen Wandel gefunden wurden. W. Meckelein unternahm frühe
Expeditionen und stieß diverse Projekte zur Wüstenforschung an.
Mit der Gründung der Forschungsstation Bardai im Tibesti-Gebirges
(1964) durch J. Hövermann und H. Hagedorn wurde - wie in einem
Dominoeffekt - eine lange Reihe aktual-geomorphologischer, paläo-
geographischer, paläoklimatologischer und kulturgeschichtlicher
Untersuchungsprojekte in verschiedenen Teilen der Sahara ange-
stoßen, die letztlich Aufsehen erregende Erkenntnisse zum holozänen
Landschaftswandel lieferten.
Nicht nur in den Geo- und Biowissenschaften fanden in den jüngs-
ten Jahrzehnten Forschungsberichte aus dem so lebensfeindlichen
Raum Interesse: Zahllose fantastische Felsmalereien und Gravuren
(zunächst unbestimmten Alters) vor allem aus den saharischen Ge-
birgen machten einen unglaublichen Klima- und Landschaftswandel
und damit auch eine kulturgeschichtliche Bedeutung wahrscheinlich:
Die Extremwüste muss einige Jahrtausende lang sinnbildlich ein „Pa-
radiesgarten“ gewesen sein, in dem sich Jäger-Sammler-Kulturen zu
Pastoralnomaden und sogar Ackerbauern entwickeln konnten. Reib-
schalen, Fesselsteine und andere Artefakte belegen, dass die Vorstel-
Search WWH ::




Custom Search