Geoscience Reference
In-Depth Information
gemeinen Verständigung den Begriff Wüste über die Vegetation (Be-
wuchsdichte, räumliche Anordnung, Artenspektrum) zu definieren
und weitere geomorphologische Typisierungsmöglichkeiten wie
Sand-, Kies- oder Felswüste in einen anderen Kontext zu stellen. Diese
haben meist eine komplexe und unterschiedliche Vorgeschichte, sodass
sie sich als primäre Definitionsmerkmale für Wüsten nicht eignen. Sie
bilden eine eigene Kategorie in der Typisierung (vgl. Kap. 10).
Botanische Merkmale - auch wenn sie in Vollwüsten nur spärlich
in Erscheinung treten - bieten sich als landschaftsprägender Ver-
gleichsmaßstab an, zumal auch andere Großräume der Erde durch
ihre Vegetationsverhältnisse unterschieden werden. Schließlich do-
kumentiert sich die globale Klimadifferenzierung am eindringlichsten
im natürlichen Pflanzenwuchs, in Vegetationsgesellschaften: z. B.
Tundra - Borealer Nadelwald - Steppen - Wüsten - Savannen - tro-
pische Regenwälder (Abb. 3). Verallgemeinert drücken Pflanzenge-
sellschaften längerfristige Niederschlags- und Temperaturbedin-
gungen, Saisonverläufe, Vegetationsperioden, Standorteinflüsse,
Wasserbilanzen eines Raumes aus.
2.2
Heiße/warme Wüsten:
Definition und Differenzierung
Es ist schwer, eine befriedigende und umfassende Kurzdefinition des
Wüstenbegriffs zu finden. Die Bezeichnung Wüste ist international
inhaltlich weit gefasst, nicht klar umrissen und eignet sich nicht zur un-
mittelbaren vergleichenden Bewertung oder ökologischen Einstufung.
Im Folgenden wird Wüste als vegetationsgeographischer oder stand-
ort-ökologischer Begriff aufgefasst, d. h. die Intensität, Menge und
das Erscheinungsbild des Pflanzenwuchses wird als Kriterium heran-
gezogen. Für Gradmann (1916) sind Wüsten klimatisch bedingte Tro-
ckengebiete mit sehr geringen (meist weit unter 250 mm bleibenden)
episodischen Niederschlägen, in denen eine extrem xerophytisch aus-
gerüstete Vegetation zwar nicht zu fehlen braucht, aber äußerst lü-
ckenhaft ist. Dieses Zitat erscheint noch immer am besten zur Be-
schreibung und Definition des Begriffs Wüste geeignet:
„Wüste ist ein Gebiet, das infolge geringfügiger oder gar fehlender
Niederschläge nur eine sehr geringe Vegetation mit erheblichen
Zwischenräumen zwischen den einzelnen Pflanzen aufweist.“ Diese
Bedingung gilt als erfüllt, wenn weniger als 10 % der Fläche oder der
gesamte Raum keine dauerhafte Vegetation besitzt bzw. sich stellen-
weise nur kontrahierter Bewuchs zeigt. Damit ist eine handhabbare,
nachvollziehbare Eingrenzung gegeben, der auch in diesem Buch
meist gefolgt wird - auch wenn im nordamerikanischen oder austra-
lischen Sprachgebrauch eine andere Vorstellung zu Grunde liegt (s. o.).
Je nach Besatzdichte der perennen (ganzjährigen) Pflanzenarten
kann noch zwischen Rand- und Kern- sowie Voll- und Extremwüste
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