Geoscience Reference
In-Depth Information
Foto 45
Kleines Wadi in der
Midiam-Wüste (NW
Saudi-Arabien). In
gebirgigen Wüsten
sind häufig Kerbsoh-
lentäler eingeschnitten,
die von stoßweise
heftiger Erosionskraft
zeugen. Die hellen
Feinsedimente gehen
auf schwächere
Transportkraft zurück,
während die groben
Gerölle auf der oro-
graphisch rechten
Talseite energetisch
höhere Ereignisse
anzeigen.
Fremdlingsflüsse (allochthone Flüsse)
Beim Thema „Wasser in der Wüste“ muss
man unterscheiden, woher es eigentlich
stammt: Es gibt zahlreiche Beispiele für so-
genannte Fremdlingsflüsse . Ihr Wasser ist
allochthon , d. h. es entstammt ortsfernen
Einzugsgebieten. Dies sind in der Regel
endorhëische Flüsse, d. h. ihre Einzugs-
gebiete liegen in stärker beregneten oder
zeitweilig schneebedeckten Gebieten. In
Hochasien und in den Anden liefert auch
die Gletscherschmelze allochthones Wasser
für die angrenzenden Wüstengebiete.
Endorhëische Flüsse versickern bei ih-
rem Lauf durch Wüstenabschnitte oder
münden in einen abflusslosen Endsee. Hier
ist die jährliche Verdunstungsrate höher
als der Wasserzufluss. Dieses von außen
zugeführte Wasser hat eine unschätz-
bare Bedeutung für die Wüstenökologie ,
indem sowohl während des Durchflusses
wie letztlich in Form des Endsees ständig
Grundwasser erneuert wird (Foto 47). Der
Zugriff hierauf erlaubt bestimmten Baum-
arten ein teils recht üppiges Wachstum
auch dort, wo es aufgrund der klimatischen
Rahmenbedingungen kein nennenswertes
Pflanzenwachstum geben dürfte. Bekannte
Beispiele für allochthone Flüsse sind Chari/
Logone (Tschad-See), Syr und Amu Darja
(Aral-See), Mongolei, Tschauchab (Namib).
Der Nil als der größte Fremdlingsfluss
macht eine gewisse Ausnahme: Er mündet in
das Mittelmeer, ist damit kein endorhëischer
Fluss. Aber er speist mit seinem alloch-
thonen Wasser die größte Oase in der ex-
trem trockenen Sahara. Gerade größere
Fremdlingsflüsse haben für die natürliche
Lebensentfaltung wie für die Kulturent-
wicklung eine besondere Bedeutung, da sie
aus deutlich feuchteren Regionen stammen
und damit in ihrer Wasserführung weit zu-
verlässiger (weniger variabel) sind als die
episodischen Abflüsse in den Wüsten oder
extrem semi-ariden Gebieten.
Um das Landschaftspotenzial und die
landschaftsökologischen Verhältnisse in
Wüsten richtig einschätzen zu können, ist
also die Frage der hydrologischen Bezie-
hung zu Nachbarräumen zu klären.
Ein sehr gutes Beispiel für diesen Zu-
sammenhang ist die nördliche Hälfte der
 
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