Geoscience Reference
In-Depth Information
heftiges Abflussgeschehen, das die angrenzenden Tiefenlinien sprung-
haft füllt und zu reißenden Flüssen macht (Foto 46).
Daher resultieren nach dem Auftreten selbst von nur kurzen Stark-
regen (also bei hoher Niederschlagsintensität) häufig Überflutungen.
Entsprechend der Kürze der Niederschlagsereignisse innerhalb der
Wüste endet auch der Abflussvorgang in den sogenannten Trocken-
flüssen wieder nach kurzer Zeit (selten mehr als einige Stunden). Das
Abkommen vollzieht sich in diesen episodischen Gerinnebetten oft
nur streckenweise, es versickert vor dem Erreichen der Endpfanne
oder der Küste. Solche schubweisen Transportprozesse können die
Gefällskurve und damit lokale/regionale Sedimentmächtigkeit im
Flussbett beträchtlich verändern. Bei Fremdlingsflüssen jedoch, die aus
deutlich feuchteren und großen Einzugsgebieten in die Wüsten hinein-
fließen, kann der Durchflussvorgang auch mehrere Tage anhalten.
Für das landschaftsökologisch-geomorphologische Geschehen in
Wüsten ist das Verhältnis von Niederschlag zu Abfluss entscheidend.
Variabeln hierbei sind:
Niederschlagsintensität (Menge/Zeit)
Dauer der Regenfälle
Räumliche Verteilung des Niederschlags
Chemische Verwitterung und Bodenbildungen hängen ebenfalls
vom Infiltrationsverhalten ab, das seinerseits bestimmt wird von der
Niederschlagsintensität und -dauer sowie von den Bodentempera-
turen. Lössähnliche Substrate haben zwar anfänglich ein günstiges
Porenverhältnis für die Infiltration, bilden aber oft mit Hilfe von Mi-
kroorganismen sogenannte Biokrusten, die den Oberflächenabfluss
steigern. Auf der anderen Seite bremsen solche dünnen Krusten
die Evaporation und haben dadurch einen positiven Effekt auf den
Bodenwasserhaushalt. In grobkörnigen und sandigen Substraten ver-
sickert Wasser dagegen nahezu ungehemmt.
Der Anteil des Oberflächenabflusses sowie der Infiltration be-
stimmt in Wüsten ganz maßgeblich die Vegetationsausprägung. Wird
der Niederschlag seitlich abgeleitet, begünstigt er z. B. als Zuschuss-
wasser abseits liegende Standorte (Kap. 7.1.1). So zeigen z. B. vor-
zeitliche Dünenstränge der Kalahari heute einen dichteren Bewuchs
als ihre sandarme Umgebung (Foto 59). Der Grund dieser „ökolo-
gischen Gunst“ liegt in der hohen Infiltrationsrate bei gleichzeitig ge-
ringer Verdunstungsrate durch fehlenden Kapillarsog. Für die Wasser-
versorgung der Wüstenpflanzen sind nur Niederschlagsereignisse
relevant, die entweder eine anhaltende Durchfeuchtung bis zum
Wurzelbereich bewirkt oder zur Konzentration von Wasser durch
Oberflächenabfluss an anderer Stelle führt. Die Höhe dieser effektiven
Niederschläge ist auch abhängig von der Evapotranspirationsbelas-
tung: In trocken-heißen Milieus ist mehr Regen nötig als in kühleren
Regionen. Gebiete mit Sommerniederschlägen benötigen etwa ein
Search WWH ::




Custom Search