Geoscience Reference
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wird seinen Indizes jeweils eine empirisch ableitbare Vegetations-
formation zugeordnet:
I = 0 - 0,3 = hyperaride C Extremwüste: völlige Vegetationslosigkeit.
I = 1,25 - 0,3 = plioaride (= voll-arid) C Vollwüste: keine diffuse,
sondern nur noch kontrahierte Vegetation in Tiefenlinien; der
Raum erscheint weitgehend vegetationslos.
I = 4 - 1,25 = mésoaride (= mäßig arid) C Halbwüste /Wüstensteppe:
lückenhafter Bewuchs wird auch am Horizont noch deutlich.
I = > 4 oder 5 = semi-aride Trockensavanne oder Trockensteppe:
Vegetation ist im Vordergrund wie in der Fläche noch lückenhaft,
vermittelt aber den Eindruck geschlossenen Bewuchses am Hori-
zont.
Bei dieser groben Zuordnung von Indizes zu Vegetations-Bedeckungs-
verhältnissen ist der bei außergewöhnlich ergiebigen Niederschlägen
auftretende ephemere Pflanzenwuchs nicht berücksichtigt (Kap.
7.1.2). Auch ist die Korrelation für den australischen Kontinent nicht
geeignet. Die gleichmäßigere Niederschlagsverteilung (Zeit und Raum)
erzeugt dort spezifische Verhältnisse: Vollwüsten mit kontrahierter
Vegetation treten nicht auf. Auch im Köppen'schen BW-Klima Aus-
traliens dominieren Halbwüsten oder Baum-Strauch-Savannen.
Typische Merkmale einer Wüste zeigen sich vielfach in geringer
Bewölkungsintensität und starker Insolation. Der Wind verstärkt die
Verdunstung/Austrocknung, führt des Weiteren zu charakteristischen
äolischen Prozessen wie Deflation, Korrasion, Umlagerung und Akku-
mulation). Aus geomorphologischer Sicht unterscheidet Kaiser (1923)
die Dynamik der Wüste von angrenzenden Gebieten mit periodischen
Niederschlägen : Letztere sind semi-arid mit dominant fluvialer Ab-
tragung und Sedimentation durch regelmäßig wiederkehrende Regen-
perioden, mit ausgesprochenem Wechsel von humiden und ariden
Jahreszeiten. In Wüsten mit ihren episodischen Niederschlägen da-
gegen ist „… neben aeolischer Abtragung und Sedimentation am wichtigsten
die fluvio-aride Abtragung und Sedimentation durch die Schichtfluten …“.
Diese entstehen durch gelegentliche Starkregenereignisse, wie sie für
tropisch-subtropische Gebiete typisch sind.
Nahezu alle auf die Alte Welt fokussierten Definitionen von Wüste
oder Vollwüste zielen auf die durch Trockenheit und Wärme oder
Kälte sowie ungünstige edaphische Eigenschaften verursachte Armut
an Pflanzen oder Vegetationslosigkeit . Nur Spezialisten in der Pflan-
zen- und Tierwelt kommen mit der Lebensfeindlichkeit der Wüste
zurecht. In der Neuen Welt oder in Australien legt man den Begriff,
wie erwähnt, wesentlich breiter aus. So werden dort noch Wüsten
verzeichnet, wo andere Autoren die Zuordnung z. B. zu Wüstenstep-
pen oder Dornbuschsavannen vornehmen würden. Insofern bleibt
auch für dieses Buch das Dilemma, mit diesen begrifflichen Unter-
schiedlichkeiten zurechtkommen zu müssen.
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