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Im geomorphologischen Stockwerksystem nimmt laut Hagedorn
(1971) der Formtyp der Sandschwemmebene eine Zwischenstellung
ein, und zwar zwischen dem Windrelief der Tieflagen und dem fluvialen
Typ der Höhenregion (vgl. Kasten). In der gebirgigen Zentralsahara ist
dies nach Briem (1977) die Höhenstufe zwischen 300 und 1000 m.
Folgt man dem Gefälle einer geomorphologischen Idealsequenz
(Abb. 32) , so schließt sich an die Feinserir der Wüstentyp der Sand-
schwemmebene an, deren Komponenten meist gröbere Sande sind,
während die feinere Kornfraktion in den Sanddünenbereichen der
Tieflagen konzentriert ist. Sandschwemmebenen können genetisch
als Fortsetzung der Serir-Schüttungen betrachtet werden (Briem
stellt sie sogar der Alluvialserir Meckelein's gleich), indem die nach-
Formungsstockwerke und
Lagebeziehungen in stark
reliefierten Wüsten
Der räumliche wie genetische Zusammen-
hang geomorphologischer Oberflächen-
typen in Wüsten (Foto 48) wird leichter
verständlich, wenn man von einer drei-
dimensionalen Beziehung ausgeht. Geo-
morphologische Studien in Gebirgswüsten
Südamerikas, Asiens oder Afrikas zeigten,
dass - zumindest regional - eine vertikale
geomorphologische Gliederung besteht (Abb.
33). Zumeist wird auf die gut untersuchten
saharischen Gebirge verwiesen. Im Tibesti
liegt nach Hagedorn (1969) zwischen 700
und 2000 m ü. M. ein stark fluvial, durch
Tiefenerosion und enge Zertalung ge-
prägtes Stockwerk. In der unteren Höhen-
stufe (<1000 m ü.M.) dominieren äolische
Prozesse (Deflation, Korrasion) und ent-
sprechende Formen wie Windgassen, Schliff-
kehlen an Felsen oder Yardangs (Fotos 40,
49). Letztere sind aerodynamisch geformte
Reste ehemaliger Seeablagerungen oder
herausmodelliertes Gestein verschiedener
Zusammensetzung.
Hövermann (1985) hat aus den Befun-
den im Tibesti ein generelles Modell der
geomorphologischen Stockwerkgliederung
von Gebirgswüsten entwickelt (Abb. 33):
Oberes Stockwerk: 50 - 150 mm Nieder-
schlag C „Wasserrelief“ (Wüstenschluch-
ten, Hangabspülung)
Mittleres Stockwerk: 20 - 60 mm Nieder-
schlag C Sandschwemmebenen (regio-
nal Fußflächen/Pedimente), (wechseln-
de Wind- und Wasserwirkung)
Unteres Stockwerk: <30 mm Nieder-
schlag C „Windrelief“ (Deflation, Korra-
sion und Dünengebiete)
Die Stockwerkgliederung gilt nicht nur für
die saharischen Gebirge. „Die hypsome-
trische Dreiteilung ist besonders ein-
drucksvoll am Südrand des Tarimbeckens
in Zentralasien, wo die tief eingesenkten
kastenförmigen Täler aus dem Kun-Lun-
Gebirge bei 2100 m NN nahezu auf einer
Linie in riesige Schwemmfächerflächen
übergehen, auf die unterhalb von 1400 m
NN die Dünen der Taklamakan folgen.“
(Besler 1992).
Diese hypsometrische Differenzierung
der Formungsprozesse erklärt sich aus den
erhöhten Niederschlägen in der Höhe.
Das schließt Schneefälle als Wasserspende
mit ein (vgl. Iranische Gebirge, Teile der
Anden oder Innerasiens). In den Tieflagen
der Voll- und Extremwüsten dominiert die
Windaktivität. Ein Wechselspiel zwischen
 
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