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ckung erwartet werden. Die Zersetzungsrate ist relativ hoch, da im
warm-feuchten Verwitterungsmilieu die Hydrolyse besonders wir-
kungsvoll ist, und zwar aufgrund der starken Eigendissoziation des
Wassers in reaktive Ionen. Wandelt sich das Großklima hin zum deut-
lich semi-ariden oder ariden Typ, kann bei gegebenem Gefälle der
verstärkte Oberflächenabtrag zu einer allmählichen Freilegung der
früheren Verwitterungsbasis führen - bis hin zur völligen Freilegung
z. B. der Wollsäcke.
Unter semi-ariden Bedingungen folgt nach der subaërischen Ex-
position eine Überformung durch Hartrindenbildung oder Abgrusung.
Bei hochariden Verhältnissen führt die Insolations-, Hydratations-
und ggf. Salzverwitterung direkt zu einem allmählichen mecha-
nischen Zerfall der Formen (Kap. 8). Vergleichbare Entwicklungen
sind auch auf anderem Gesteinsuntergrund abgelaufen. Die resul-
tierenden Formen sind oft jedoch weit weniger spektakulär wie bei
einem grobblockig verwitternden Granit. Die individuelle geomor-
phologische Härte der Gesteine (Petrovarianz) ist hier entscheidend.
Bei gleichen klimatischen Vorgaben können so völlig unterschiedliche
Oberflächentypen in den heutigen Wüsten angetroffen werden (z. B.
Fotos 34, 35, 43). (Die Geschichte der Reliefentwicklung ausgewählter
Wüsten wird in den jeweiligen regionalen Beispielen abgehandelt.)
10.2 Geomorphologische Wüstentypen
Unter der Bezeichnung geomorphologische Wüstentypen sind so-
wohl von der Reliefform wie vom Oberflächenmaterial her (Fest-
oder Lockergestein, Sedimente, Böden) unterschiedliche Wüsten zu
verstehen. Dies sind in erster Linie deskriptive Benennungen, wobei
gleiche Typen durchaus eine unterschiedliche Entstehungsgeschichte
aufweisen können. Zum Teil stehen in einzelnen Großräumen die
dortigen Oberflächentypen in einer genetischen Beziehung zu ein-
ander. Bereits 1959 hatte Meckelein in der Sahara charakteristische
Abfolgen von Oberflächentypen als Gliederungsprinzip von Voll-
wüsten herausgestellt. In Anlehnung an den bodenkundlichen Begriff
der Catena - einer am Relief orientierten gesetzmäßigen Abfolge von
Bodentypen - wird auch im Kontext der Wüstentypen von einer arid-
geomorphologischen Catena gesprochen. Mensching (1978) hat eine
derartige kausale Verknüpfung sehr treffend als morphogenetische
Sequenz bezeichnet. Sequenz ist insofern aussagekräftig, da der Be-
griff sowohl einen räumlichen Aspekt (Nebeneinander) wie einen
zeitlichen Aspekt (Nacheinander) beinhaltet, was für Teile des saha-
rischen Reliefs zutrifft.
Modellhaft könnte eine arid-geomorphologische Catena wie folgt
aussehen (s. Abb. 32): Hochgebiete mit grobem Verwitterungsschutt
(Hamada) sind durch Wadis mit Fußflächen oder Schwemmfächern/
Sandschwemmebenen (bis mehrere hundert Kilometer Länge) ver-
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