Geomorphologie der Wüsten - Wusten: Entstehung, Kennzeichen, Lebensraum - page 129

10 Geomorphologie der Wüsten
Es ist nicht verwunderlich, dass extreme Wüsten zumeist nach
ihrer Oberflächenformung , also nach dem Charakter ihres Reliefs
unterschieden werden: Die Wahrnehmung wird von der vermeint-
lichen Leere des Raumes bestimmt. Der Blick erfasst unmittelbar
den geogenen Teil der Ökosphäre - die sporadische Vegetation tritt
dabei stark zurück - anders als bei der Ausgliederung von Wald- oder
Savannenlandschaften. Bereits bei den Halbwüsten fällt die zwar dif-
fuse, aber deutlich ausgeprägte vertretene Vegetation (Zwergsträucher,
Horstgräser usw.) stärker ins Auge als der Charakter der mineralischen
Erdoberfläche (Foto 1). Bei den Vollwüsten sind es vornehmlich Ober-
flächenformen sowie Gesteins-, Sediment- und Substrateigenschaften,
die zu einer geomorphologisch-landschaftlichen Differenzierung von
Wüsten benutzt werden, unter anderem Fels- , Stein- , Kies- oder
Sandwüsten . In der geographischen Fachliteratur finden sich dafür
oft arabische Benennungen (s. u.), die das Relief zum Teil nach seiner
Passierbarkeit oder Eignung für Mensch und Tier einstufen.
10.1 Paläogeographische Aspekte
Der Begriff Landschaft oder Landschaftstyp steht hier für einen kon-
kreten Teil der Erdoberfläche unterschiedlicher Dimension, der durch
eine einheitliche Struktur und gleiches Wirkungsgefüge geprägt ist.
„Landschaft“ spiegelt nicht nur die aktuellen geoökologisch-geomor-
phologischen Verhältnisse wider, sondern enthält in den meisten Fäl-
len charakteristische Reliefformen, Sedimente oder reliktische Böden
aus der klimatisch oft sehr wechselhaften Vorgeschichte des Raumes
(sog. Formenpalimpseste/Reliefgenerationen).
Es gab vielfältige klimatische Veränderungen und Umbrüche wäh-
rend des Känozoikums (Tab. 2). Damit wandelten sich auch die je-
weiligen geomorphodynamischen Prozesse. Was heute an Formen
und Sedimenten in Wüsten beobachtet werden kann, steht oft im
krassen Widerspruch zu den aktuellen klimatischen Gegebenheiten.
Wüsten haben eine eigene paläoklimatische Geschichte, die zum Teil