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Detritus und Detrivoren
Eine besondere Rolle in der Nahrungskette der Wüsten kommt dem
Detritus zu. Dieser setzt sich aus kleinen Fragmenten von Pflanzen-
teilen, Samen oder Aas zusammen, die vom Wind verteilt und an be-
günstigten Stellen auch akkumuliert werden. Konsumenten sind die
Detrivoren , das sind vor allem kleine Invertebraten (wirbellose Tiere).
In Wüsten sind es vornehmlich Insekten und Spinnen. Da aufgrund
der Trockenheit die Humusbildung und Mineralisierung durch Pilze
und Mikroorganismen nur sehr eingeschränkt erfolgen kann, über-
nehmen die Detrivoren eine wichtige Funktion im Nährstoffkreislauf:
Sie zersetzen über ihren Verdauungstrakt die organische Substanz
und geben so Stickstoff und andere Nährelemente pflanzenverfüg-
bar zurück. Insgesamt bleibt aber der tierische Anteil am Stoffkreis-
lauf gering. Schultz (2000) führt an, dass maximal 2 % der Phytomasse
über den Tierfraß zurückgeführt wird. Ökologische Wechselwirkungen
zwischen Pflanzen und Tieren sind somit nur recht unbedeutend.
Überlebensstrategien bei Hitze- und Dürrestress
Die meisten Anpassungen kleiner Tiere an den schwierigen Lebens-
raum Wüste sind mehr Verhaltens- als körperliche Veränderungen,
wobei die Eigenschaften des Substrats oder die Strukturen von Felsen
und Gesteinen ausgenutzt werden (Seely 1988). Kleinlebewesen ha-
ben Fluchtverhalten entwickelt (kurzfristiges Verkriechen), wie z. B.
die auf- und abtauchenden Schwarzkäfer oder die Aporosaura -Echse
in/auf Dünen der Namib. Einige Käferarten halten durch hochstelzige
Beine Abstand zur heißen Bodenoberfläche. Auf schuttbedeckten,
erhitzten Flächen verkriechen sich die Echsen und Käfer in den
Schatten unter Steinen oder in Löcher. Um Skorpion-Stichen und
Schlangenbissen zu entgehen ist es ratsam, nie Steine mit der bloßen
Hand umzudrehen. Tagaktive Tiere sind häufig hell gefärbt (Foto 20).
Kleine Säuger wie Mäuse, Erdhörnchen, Mangusten u. a. graben
Gänge in den temperierten Untergrund. Voraussetzung ist anstehen-
des, nicht zu grobes Lockermaterial. Man-
che Spezies wie Erdferkel oder Stachel-
schweine haben ihre Aktivitäten aus-
schließlich in die kühle Nachtzeit verlegt
und reduzieren so ihren Wasserverlust. In
ihren Höhlen entgehen die Tiere der Hitze,
der trockenen Luft und der intensiven
Lichteinwirkung (Abb. 24).
Seely (1988) verweist auf zahlreiche
Gemeinsamkeiten der Anpassungsstra-
tegien bei Pflanzen wie bei Tieren. Die Be-
schaffenheit der Epidermis, der Schuppen-
Abb. 24
Tägliche
Schwankungen der
Temperatur an und
unter der Oberfläche
eines Wüstenbodens.
In etwa 25 cm Tiefe
herrscht bereits weit-
gehend Isothermie -
ein temperierter Rück-
zugsraum für hitze-
empfindliche und
nachtaktive Tiere
(aus Schultz 2000).
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