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für die Wasserversorgung der Welwitschia allein nicht ausreicht
und tiefe Grundwasserschichten von mehreren Dekametern Tiefe
nicht erreicht werden können, ist die Pflanze auf Hang- und Tag-
wasser angewiesen, das von den 15 - 100 mm durchschnittlichem
Niederschlag im Verbreitungsgebiet stammt. Die Verbreitung der ur-
sprünglichen Savannenpflanze wie auch die Ausrichtung ihrer Haupt-
wurzeln orientieren sich vornehmlich an den kleinen Abflussbahnen
im Gelände. Insofern wird auch hier wieder ein ökologischer Standort-
faktor im Sinne des Zuschusswassereffekts (kontrahierte Vegetation)
in der Wüste wirksam (Foto 18).
Um das nur episodisch angebotene, geringe Regenwasser in den
Vollwüsten optimal nutzen zu können, haben etliche Arten ihr Wur-
zelsystem unmittelbar unter der Erdoberfläche angelegt. Gerade Suk-
kulenten wie die afrikanische Euphorbia virosa sind in bestimmten Ab-
ständen auf die erneute Einlagerung von Wasser angewiesen. Besonders
eindrucksvoll ist ihr sehr flachgründiger Wurzelteller mit einem Durch-
messer von nahezu 10 Metern (Abb. 22). Das Wolfsmilchgewächs
Euphorbia entwickelt auch bei lockerem Untergrund ihre entgegen-
gesetzt verlaufenden Wurzeln direkt unter der Tagesfläche. Sie wird
bis 2,50 m hoch, ihre Wurzeln erstrecken sich über 10 m.
7.1.6 Phytomasse und Primärproduktion
Wüsten sind wasserkontrollierte Ökosysteme. Zu ihren Grundmerk-
malen gehört Dürrestress , der zu jedem Zeitpunkt möglich ist. Die
Primärproduktion ist somit eingeschränkt bis zur existentiellen Ge-
fährdung. Durch das Absterben in der Trockenperiode oder den Ver-
lust großer Sprossteile durch Verdorren kommt es zu einem hohen
jährlichen Anteil des Abfalls an der Gesamtphytomasse. Produktivität
und Phytomasse sind die niedrigsten aller Pflanzenformationen -
vergleichbar mit hochpolaren Zonen (Schultz 2000).
Hohe Fluktuation bei Bestandsvorräten und -umsatz sind Merkma-
le von Wüstenökosystemen. Die Lückenhaftigkeit der Vegetations-
decke ist nicht nur die Folge des limitierten Wasserangebots (ge-
ringer Niederschlag), sondern auch eine Folge von Dürreperioden,
die Rückschritte für die Vegetation bedeuten.
Wüstenvegetation ist fähig, auf Feuchteimpulse flexibel zu re-
agieren, d. h. die Primärproduktion kann unter episodischen re-
genreichen Bedingungen kräftig anspringen und ein Mehrfaches
trockener Jahre umfassen. Hieran sind ephemere Pflanzen oft mit
hohen Anteilen (>50 %) beteiligt. Beispielhaft ist die ergiebige,
weit überdurchschnittliche Regenzeit 2010/2011 in Namibia - wie
auch einiger Vorjahre - die auch die Wüste regelrecht begrünt hat.
Zahlreiche Annuelle und Geophyten sind ausgetrieben und haben
die Primärproduktion außerordentlich gesteigert. Das elastische
Verhalten der Wüstenpflanzen und -tiere bewirkt letztlich eine
langzeitliche ökologische Stabilität.
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