Geoscience Reference
In-Depth Information
Allgemeinen sind die Messwerte hierbei Linienintegrale der
Eigenschaften entlang des seismischen Strahls vom Erdbe-
benherd zum jeweiligen Seismografen und enthalten somit
eine summarische Information über das gesamte durchlaufe-
ne Gebiet.
Das Linienintegral einer Größe entlang eines bestimm-
ten Weges wird durch die nach dem österreichischen
Mathematiker und späteren Rektor der Universität Wien, Jo-
hann Radon (1887-1956), benannte Integral-Transformation
beschrieben. Die Radon-Transformation beschreibt das ku-
mulative Signal dieser Größe im Transformations-Raum,
die sogenannte Projektion. Diese wird einem bestimmten
Wellenstrahl zugeordnet. Somit beschreibt die Radon-
Transformation den Vorwärtsteil des inversen Problems.
Um die räumliche Verteilung der gesuchten Eigenschaf-
ten zu erhalten, müssen diese Projektionen nun invertiert
werden. Je nach den getroffenen Annahmen stehen unter-
krümmter Strahlen die räumliche Verteilung der gesuchten
Eigenschaft im Ortsbereich aus der Rückprojektion der ge-
filterten inversen Fourier-Transformierten der Projektionen
Ein alternativer Zugang besteht in der Minimierung der
Differenz der Abweichungsquadrate zwischen Messdaten
und berechnetem Modell als Lösung des verallgemeinerten
wohl Raum- als auch Oberflächenwellen zur Tomografie
Entsprechend werden hierbei sowohl die Laufzeiten der Wel-
len entlang eines Strahlwegs s betrachtet, t
D
s
R
ds
=
v
.
s
/
schen wird die hierbei auftretende reziproke Geschwindig-
keit u
.
s
/ D 1=
v
.
s
/
auch als
slowness
20
bezeichnet.
Für Raumwellen erhält man die Laufzeitverzögerung
Abb. 3.25
a
Seismogramm mit den Vertikal-, Ost- und Nordkom-
ponenten (Z, E, N) und in die Richtung der Transversal, Quer- und
Longitudinal-Komponenten (T, Q, L) rotierte Seismogramm-Spuren,
welche im Wesentlichen die Signaturen der P-, S
V
- und S
H
-Welle
lution der T-, Q- und L-Seismogramme mit der P-Wellensignatur in
der L-Komponente. Diese zeigt folglich einen scharfen Einsatz, zu dem
der Nullpunkt der Zeitachse verschoben wurde. Das Signal in der de-
konvolvierten Q-Komponente beruht überwiegend auf der Energie der
Ps-Konversionswellen und wird als P
-receiver function
bezeichnet (um-
t
relativ zu einer Bezugsgeschwindigkeit v
0
aus:
Z
Z
t
D
t
t
0
D
u
.
s
/
ds
u
0
.
s
0
/
ds
s
s
0
/
‚ …„ ƒ
.
u
.
s
/
u
0
.
s
0
//
ds
D
u
.
s
Z
Z
3.2.3 Seismische Tomograie
zur Abbildung innerer Strukturen der Erde
u
.
s
/
ds
:
(3.63)
s
0
s
0
der Strahlweg s nahe am Strahlweg s
0
des Startmodells ver-
läuft und somit berechnet werden kann.
Tomografie ist ein Abbildungsverfahren, welches die Lösung
deutet, dass aus Messwerten (z. B. Amplitude oder Laufzeit),
welche die elastischen Wellen charakterisieren, die den Un-
tergrund von einem Erdbebenherd bis zum Seismografen
durchquert haben, Rückschlüsse auf die physikalischen Ei-
genschaften des durchquerten Untergrunds gezogen werden
(z. B. auf Wellengeschwindigkeiten, Dichte, Absorption). Im
20
Ein auch im Deutschen verwendeter, irreführender Begriff, da
slow
ebenso wie
fast
eine Geschwindigkeit charakterisiert und nicht ihren
Kehrwert. Dieser könnte zutreffender ggf. als spezifische (also auf ei-
ne Einheits-Weglänge bezogene) Laufzeit bezeichnet werden, was aber
weder im Deutschen noch im Englischen üblich ist.