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Kasten 3.6 Inge Lehmann §
(* 13. Mai 1888 auf Østerbro, Kopenhagen, Däne-
mark; † 21. Februar 1993) war eine dänische Seismo-
login.
Der Zweite Weltkrieg und die Besetzung Dänemarks
durch die deutsche Wehrmacht schränkten Lehmanns
Arbeit und ihre internationalen Kontakte in den nächs-
ten Jahren erheblich ein. Nach 1953 zog Inge Leh-
mann für mehrere Jahre in die USA und arbeitete
mit Maurice Ewing und Frank Press zusammen an
der Untersuchung der Erdkruste und des oberen Erd-
mantels. Dabei entdeckte sie eine weitere seismische
Diskontinuität, die sich in einer mittleren Tiefe von
190 km-250 km befindet und nach ihrer Entdeckerin
als „Lehmann-Diskontinuität“ bekannt ist.
Inge Lehmann zählt zu den bedeutendsten seismo-
logischen Forscherpersönlichkeiten der Geschichte.
Für ihre Leistungen erhielt sie zahlreiche Ehrungen
und Auszeichnungen, u. a. den Harry Oscar Wood
Award (1960) der Carnegie Institution, Washington,
die Emil-Wiechert-Medaille (1964) der Deutschen
Geophysikalischen Gesellschaft, die Goldmedaille der
Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaft und
Schriften (1965), das dänische Tagea Brandt Reisesti-
pendium für herausragende dänische Wissenschaftle-
rinnen (1938 und 1967), die Ernennung zum Fellow
der Royal Society (1969), die William Bowie Medal
als bisher einzige weibliche Preisträgerin (1971) und
die Medaille der Seismological Society of America
(1977), sowie die Ehrendoktorwürden der Columbia
University, New York, (Sc.D. h.c., 1964) und der Uni-
versität Kopenhagen (Dr. phil. h.c., 1968) und zahl-
reiche Ehrenmitgliedschaften. Seit 1997 verleiht die
American Geophysical Union (AGU) die nach ihr be-
nannte Inge Lehmann Medal. Ihr zu Ehren wurde der
Asteroid (5632) Ingelehmann benannt.
§ nach: Wikipedia 2010 , Aufruf: 28.12.2010; Bild-
quelle: © American Museum of Natural History, New
Yo r k , NY.
Ihre Schulausbildung erhielt sie an einer koedukati-
ven Privatschule, die von Hanna Adler geleitet wurde,
einer Tante von Niels Bohr. Nach eigenem Bekun-
den übten Adler und ihr Vater, der experimentelle
Psychologe Alfred Lehmann (1858-1921), die ent-
scheidenden Einflüsse auf ihren späteren Werdegang
aus. 1907 begann sie mit dem Mathematikstudium
zunächst in Kopenhagen und dann am Newnham Col-
lege, Cambridge. Das Newnham College war damals
eines der ersten beiden Frauen-Colleges der Universi-
tät Cambridge, an denen die Frauen an Vorlesungen
und Prüfungen teilnehmen durften. Ein akademischer
Titel durfte jedoch nicht verliehen werden. Daher ar-
beitete sie einige Jahre im Versicherungswesen und
nahm 1918 ihr Studium der Mathematik in Kopenha-
gen wieder auf. Sie erwarb dort ihren akademischen
Abschluss und arbeitete dann als Assistentin des Pro-
fessors für Wirtschaftsstatistik. 1925 wechselte sie an
das Geodätische Institut, wo sie sich in die Seismolo-
gie einarbeitete und ein seismografisches Netzwerk in
Dänemark und Grönland aufbaute. 1928 erwarb sie ein
Diplom in Geodäsie und wurde zur Leiterin der seis-
mologischen Abteilung ernannt. Diese Position hatte
sie bis 1953 inne.
In einem Artikel von 1936 mit dem schlichten
Titel P 0 interpretierte sie erstmals in Seismogram-
men P-Wellen-Einsätze, die rätselhafterweise im P-
Wellenschatten des Erdkerns liegen, als Reflexionen
an einem inneren Erdkern. Diese Interpretation wurde
in den zwei bis drei folgenden Jahren auch von an-
deren führenden Seismologen wie Beno Gutenberg,
Charles Richter und Harold Jeffreys übernommen.
3.1 Seismische Wellen
und ihre Wechselwirkung mit der Materie
und den inneren Grenzlächen der Erde
Die von Erdbeben ausgehenden Erschütterungen breiten sich
in Form seismischer Wellen aus, die an den inneren Grenz-
flächen der Erde reflektiert und gebrochen werden.
3.1.1 Wellen im täglichen Leben
Wasserwellen sind Oberflächenwellen (surface waves) mit
prograden, kreisförmigen oder elliptischen Partikelbahnen,
 
 
 
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