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berechnete die Tiefe der Kern-Mantel-Grenze 1913 (Kas-
ten 3.5 ) ; Inge Lehmann (Dänemark) leitete 1936 die Exis-
tenz des festen inneren Erdkerns aus in der sogenannten
Schattenzone (103°-142° Herdentfernung) beobachteten P-
Welleneinsätzen ab (Kasten 3.6 ) , die dort bei einem rein
flüssigen Kern nicht beobachtet werden könnten (sogenannte
PKIKP-Phasen, siehe Abschn. 3.2 ) .
kommen war. Nach einem starken Beben im Jahr 1901
gelang die Anschaffung leistungsfähigerer Instrumen-
te und eines astatischen Pendels von Emil Wiechert.
1910 fiel Mohorovicic an Seismogrammen des Bebens
vom 8. Oktober 1909 bei Pokupsko nahe Zagreb auf,
dass einige Kompressions- und Scherwellen später als
erwartet eintrafen. Er schloss daraus, dass sie an einer
Grenze in etwa 54 km Tiefe gebrochen worden waren.
Spätere Untersuchungen bestätigten diese Grenzfläche
als ein weltweites Phänomen, welches den in einer
Tiefe von 30 km-50 km innerhalb der äußeren, sprö-
den Lithosphäre der Erde gelegenen und mit einer
Temperatur um 600 °C verbundenen Übergang von
der Erdkruste in den Erdmantel anzeigt. Dieser ist
mit einem sprungartigen Anstieg der Kompressions-
wellengeschwindigkeit von 6,7 km s 1 -7,2 kms 1 für
Basalt in der Kruste auf 7,6 kms 1 -8,6 km s 1 für Pe-
ridotit und Dunit im Mantel verbunden und wird heute
als Mohorovicic-Diskontinuität bezeichnet (oft auch
kurz als „Moho“). Unterhalb eines mittelozeanischen
Rückens zeigt die Moho den Übergang zur Astheno-
sphäre an, da dort der lithosphärische Mantel fehlt.
Das Gestein der Lithosphäre verhält sich elastisch, das
der Asthenosphäre plastisch.
Zehn Jahre nach diesem Höhepunkt seiner Tätig-
keit als Seismologe trat Mohorovicic 1921 in den
Ruhestand. Von seinen vier Söhnen ist der Physiker
Stjepan Mohorovicic (1890-1980), der als Physikleh-
rer an einer Schule in Zagreb wirkte, dafür bekannt,
dass er 1934 in den Astronomischen Nachrichten die
Existenz des Positroniums vorhersagte, eines exo-
tischen Atoms, bestehend aus einem Elektron und
einem Positron. Außerdem sagte er eine Mohorovicic-
Diskontinuität auf dem Mond vorher, die durch die
Messungen der Apollo-Astronauten bestätigt wurde.
Nach seinem Tod wurde Andrija Mohorovici´cin
Zagreb beigesetzt. Ihm zu Ehren wurde der Asteroid
(8422) Mohorovicic benannt.
§ nach: Encyclopædia Britannica Online 2010 ,
Aufruf: 13.05.2010; Wikipedia 2010 , Aufruf:
18.02.2010; Bildquelle: © Wikimedia Foundation,
San Francisco, CA.
Kasten 3.4 Andrija Mohorovičić §
(* 23. Januar 1857 in Volosko bei Opatija (Primorje-
Gorski županija) Kroatien im Kaisertum Österreich;
† 18. Dezember 1936 in Zagreb imKönigreich der Ser-
ben, Kroaten und Slowenen) war ein kroatischer Me-
teorologe und Geophysiker. Er erkannte 1909 als Erster
aus der Untersuchung von Erdbebenwellen die Grenz-
fläche zwischen der Erdkruste und dem Erdmantel.
Mohorovicic, der Sohn eines Schiffszimmermanns,
war eine frühreife Begabung und sprach im Alter
von 15 Jahren nicht nur Kroatisch sondern auch Eng-
lisch, Französisch und Italienisch sowie später auch
Lateinisch, Griechisch, Tschechisch und Deutsch. Er
studierte 1875 bis 1879 in Prag Mathematik und Phy-
sik, unter anderem bei Ernst Mach. Nach einer An-
stellung als Lehrer an einer Oberschule unterrichtete
er Meteorologie und Ozeanografie an der Seemanns-
schule in Bakar bei Rijeka. Dort gründete er 1887
ein meteorologisches Observatorium. 1891 wurde er
in Zagreb Professor an der Technischen Hauptschule
und Direktor der Landesanstalt für Meteorologie und
Geodynamik. 1892 wurde er mit einer meteorologi-
schen Arbeit an der Universität Zagreb promoviert.
Weil auf dem Balkan häufig Erdbeben auftreten,
galt seit 1900 sein Hauptinteresse der Seismologie.
Das Observatorium hatte nach einem Beben 1880
einen Seismografen erhalten, der aber recht unvoll-
Kasten 3.5 Beno Gutenberg §
(* 4. Juni 1889, Darmstadt, Deutschland; † 25. Ja-
nuar 1960, Pasadena, USA) war ein amerikanischer
Seismologe deutscher Herkunft, der die Kern-Mantel-
 
 
 
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