Geoscience Reference
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für die meisten der in den Erdbebenwarten in aller
Welt eingesetzten Instrumente bleiben sollte, ermög-
lichte erstmals eine kontinuierliche Aufzeichnung der
weltweiten Erdbebentätigkeit.
Viele von Emil Wiecherts Göttinger Studenten
wurden später bedeutende Geophysiker und brachten
Teilgebiete der Wissenschaft entscheidend voran, so
z. B. Beno Gutenberg und Ludger Mintrop. Wiechert
selbst erhielt zahlreiche Ehrungen, stand in ständigem
Austausch mit den führenden Physikern seiner Zeit
(wie Arnold Sommerfeld, Hendrik Antoon Lorentz,
Albert Einstein, Max Planck) und nahm regen An-
teil an den rasanten Entwicklungen auf vielen Feldern
der Physik, so auch der Entwicklung der Relativitäts-
theorie. Sein wichtigstes Arbeitsgebiet blieb jedoch
die Seismologie, die er auf praktischem und theore-
tischem Gebiet ständig weiter vorantrieb. Folgerich-
tig gab er im Jahr 1922 den Anstoß zur Gründung
der Deutschen Seismologischen Gesellschaft, zu de-
ren erstem Vorsitzenden er in Leipzig gewählt wur-
de. 1924 ging daraus die Deutsche Geophysikalische
Gesellschaft (DGG) hervor, deren Emil Wiechert-
Medaille ihre höchste Auszeichnung für herausragen-
de Arbeiten auf dem Gebiet der Geophysik ist.
Emil Wiechert war eine der wichtigsten Grün-
dungspersönlichkeiten für das Fachgebiet Geophysik
und gilt noch heute als einer der bedeutendsten Seis-
mologen. Das von ihm gegründete seismische Obser-
vatorium in Göttingen wird bis heute mit den his-
torischen Instrumenten betrieben. Es ist weltweit die
einzige Einrichtung, die den direkten Vergleich großer
Erdbeben der Vergangenheit, wie z. B. San Francisco
1906, mit heutigen Erdbeben ermöglicht.
Seit 1902 in der Göttinger Erdbebenwarte betriebener
t
Wiechert-Horizontalseismograf mit einer Eigenperiode von ca.
11
1;2
s und variabler Vergrößerung von
100
bis
300
(Schreiber
2000 )
Mit den von diesen Seismografen aufgezeichneten
Diagrammen der Bodenbewegung wurden die Aus-
breitung der Erdbebenwellen und der Aufbau des
Erdinnern erforscht. Daneben wurden erdmagnetische
und luftelektrische Phänomene untersucht. Im Jahr
1902 wurde auf Wiecherts Betreiben auch ein geo-
physikalisches Observatorium auf Samoa gegründet,
welches bis 1921 von Göttingen aus durch Gustav An-
genheister sen. betrieben wurde. Dahinter stand die
Erkenntnis, dass die Beantwortung der großen Fragen
der Geophysik ein weltweites Beobachtungsnetz er-
fordert. 1903 war Emil Wiechert einer der Gründer der
Association Internationale de Séismologie, aus der die
heutige International Association of Seismology and
Physics of the Earth's Interior (IASPEI) hervorgegan-
gen ist (siehe Kasten 1.1 ) .
Inschrift am Eingang der Erdbebenwarte am Hainberg in Göt-
tingen (Foto: Alexander Rudloff)
Ihm zu Ehren wurde der Mondkrater Wiechert
(84°30 0 0 00 S, 165°0 0 0 00 E) auf der Rückseite des Mon-
des benannt. Eine Sondermarke der Deutschen Post
aus dem Jahr 2012 erinnert an ihn.
§ nach: Wikipedia 2010 , Aufruf: 28.12.2010; Bild-
quelle: © Instituto Física, Universidade Federal do Rio
de Janeiro.
Wesentliche Meilensteine hierbei wurden innerhalb von
nur 30 Jahren erreicht: 1906 leitete R. D. Oldham (UK)
aus teleseismischen Daten die Existenz eines großen, dich-
ten und wahrscheinlich flüssigen Erdkerns ab; Andrija Mo-
horovicic (Österreich-Ungarn, 1909) entdeckte die Kruste-
Mantel-Grenze (Kasten 3.4 ) ; Beno Gutenberg (Deutschland)
Seit 1905 in der Göttinger Erdbebenwarte betriebener 17 t
Wiechert-Horizontalseismograf mit einer Eigenperiode von ca.
1;2 s und Vergrößerung von ca. 2200 (Schreiber 2000 )
 
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