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elastische Wellen aufgezeichnet werden, die das tiefe Erdin-
nere durchlaufen hatten. Aus der Interpretation der Laufzeit-
kurven solcher Erdbeben, kompiliert aus den Beobachtungen
vieler über die Erde verteilter Erdbebenstationen, wurde Zug
um Zug der innere Aufbau der Erde entschlüsselt.
einer in der Antarktis bestehende Netz wuchs mit der
Zeit auf insgesamt weltweit 40 Stationen an. Diese
sandten ihre Aufzeichnungen an Milne. Folgerichtig
entwickelte sich Milnes seismologisches Observatori-
um während der folgenden 20 Jahre zumWeltzentrum
der Erdbebenseismologie. 1896 traf Milne in Newport
zum ersten Mal mit dem Hobby-Wissenschaftler John
Johnson Shaw zusammen, mit dem er bis zu seinem
Tod an der Verbesserung von Seismografen zusam-
menarbeitete. Das Ergebnis dieser Kooperation, der
1913 vorgestellte Milne-Shaw-Seismograf, fand eine
weite Verbreitung im gesamten Britischen Empire.
1898 veröffentlichte Milne zusammen mit W. K. Bur-
ton Earthquakes and Other Earth Movements ,dasin
der Folge zum klassischen Lehrbuch für Erdbebenfor-
schung wurde. Die Notwendigkeit für internationale
Zusammenarbeit und Austausch von Daten wurde von
Milne frühzeitig erkannt und in Form seiner 1900
bis 1912 veröffentlichten Jahrbücher Shide Circular
Reports on Earthquakes verwirklicht. Diese gingen
später in das International Seismological Summary
über, welches unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg
begründet wurde.
§ nach: Encyclopædia Britannica Online 2010 ,
Aufruf: 13.05.2010; Bildquelle: © Twycross Fami-
ly Carte de Visite Book, Melbourne, Australia (mit
freundlicher Genehmigung von Dr. William Twycross,
John Milnes Großneffe).
Kasten 3.3 Johann Emil Wiechert §
(* 26. Dezember 1861 in Tilsit, Ostpreußen;
† 19. März 1928 in Göttingen, Deutschland) war ein
deutscher Physiker, Seismologe und der weltweit ers-
te Professor für Geophysik.
Als einziges Kind des Tilsiter Kaufmanns Johann
Wiechert und seiner Frau Emilie wuchs er nach dem
frühen Tod des Vaters in Königsberg auf. Dort be-
suchte er das Realgymnasium und studierte nach dem
Abitur 1881 an der Königsberger Universität Physik.
1889 wurde er promoviert und habilitierte sich bereits
1890 für Physik. Seine Forschungen in Königsberg
beschäftigten sich mit dem Aufbau der Materie, Ex-
perimenten mit Kathodenstrahlen und theoretischen
Arbeiten zur Elektrizität. Wenig bekannt ist, dass ihm
dabei eine der ersten Bestimmungen des Verhältnis-
ses von Ladung zu Masse des Elektrons gelang. Er
entdeckte das Elektron etwa gleichzeitig mit Joseph
John Thomson, der dafür den Nobelpreis erhielt. Ab
1897 arbeitete er an der Universität Göttingen und
erhielt dort im Jahr 1898 den Ruf auf den weltweit
ersten Lehrstuhl für Geophysik. Nach Fertigstellung
des neu errichteten Instituts für Geophysik auf dem
Hainberg oberhalb von Göttingen begann Wiechert ab
1901 mit dem Aufbau der dort heute noch im Be-
trieb befindlichen Erdbebenwarte. Die Konstruktion
des luftgedämpften wiechertschen Seismografen mit
hoher Vergrößerung, der für Jahrzehnte das Vorbild
Ernst von Rebeur-Paschwitz (Deutschland; 1861-1895)
gelang in Potsdam und Wilhelmshaven im Jahr 1889 die
weltweit erste Registrierung eines Fernbebens. Dieses hatte
sich in Tokio am 18. April 1889 ereignet. Von Rebeur-
Paschwitz hatte hierzu ein Horizontalpendel verfeinert, wel-
ches ursprünglich dazu konstruiert worden war, Änderungen
der Lotrichtung zu messen, die durch den Einfluss astrono-
mischer Körper verursacht wurden. Indem er die Aufzeich-
nungen in Potsdam und Wilhelmshaven auf ein und dasselbe
Fernbeben zurückführte und aus der mittleren Entfernung
zwischen Tokio und Potsdam bzw. Wilhelmshaven eine mitt-
lere Ausbreitungsgeschwindigkeit der Erdbebenwellen be-
rechnete, begründete er die moderne, globale Seismologie
(Rebeur-Paschwitz 1889 ) .
Emil Wiechert (Deutschland; 1861-1928), in Göttingen
im Jahr 1898 auf die weltweit erste Professur für Geophysik
berufen, verfeinerte ab 1898 die Seismografen erheblich, vor
allem durch den Einbau einer Dämpfung und eines mechani-
schen Verstärkungssystems mit einem Vergrößerungsfaktor
von 1 : 2200 (Kasten 3.3 ) . Diese modernen Seismografen
ermöglichten sehr viel höher aufgelöste, nicht übersteuer-
te Aufzeichnungen von Fernbeben. Damit konnten erstmals
 
 
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