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verwendet wurden. Hooke verbesserte bereits bekann-
te Verfahren und Geräte, z. B. die Luftpumpe und
das zusammengesetzte Mikroskop, und war vielfach
in Prioritätsstreitigkeiten verwickelt, z. B. mit Chris-
tiaan Huygens, Johannes Hevelius und insbesondere
mit Isaac Newton.
1660 entdeckte er das Elastizitätsgesetz bei der
Arbeit an elastischen Federn und wendete seine Er-
kenntnisse auf die Konstruktion von Unruhefedern
für Uhren an. Mit Huygens, der 15 Jahre später ein
Patent auf die von ihm unabhängig von Hooke ge-
machte Erfindung der Unruhe erhielt, führte er hier-
über einen lebenslangen Streit. Nachdem im Februar
2006 eine lange verloren geglaubte Kopie von Hoo-
kes handschriftlichen Notizen in einem alten Schrank
in Hampshire gefunden wurde, welcher die Protokol-
le von mehreren Jahrzehnten der Treffen der Royal
Society enthielt, erscheint diese Kontroverse aufgrund
der in diesen Protokollen befindlichen Notizen zu-
gunsten von Hooke entschieden.
1662 wurde Hooke in die Royal Society in Lon-
don aufgenommen, 1663 wurde er zum Fellow der
Royal Society (FRS) gewählt und war ab 1664 bis zu
seinem Tod deren Kurator für physikalische Experi-
mente. In dieser Funktion führte er in den folgenden
15 Jahren drei bis vier physikalische Versuche in je-
der der wöchentlichen Sitzungen der Gesellschaft vor
und entdeckte auf diese Weise immer neue Gesetzmä-
ßigkeiten der materiellen Welt. Er bekleidete zwischen
1677 und 1682 zusätzlich das Amt des Sekretärs der
Gesellschaft. 1665 wurde er Professor für Geometrie
am Gresham College in London.
Seine mit dem Mikroskop angestellten Beobach-
tungen beschrieb er in seinem Buch Micrographia
(1665), in dem er u. a. das Wort cellula (Zelle) in die
Wissenschaft einführte, und das er mit eigenen Zeich-
nungen von Tieren, Pflanzen und Mineralien versah.
Hooke baute das erste Reflexionsteleskop nach den
Entwürfen des schottischen Mathematikers und Astro-
nomen James Gregory und entdeckte damit 1664 den
fünften Stern im Trapez, einer Sterngruppe im Stern-
bild Orion. Hooke war ebenfalls der Erste, der auf die
Umdrehung Jupiters um seine eigene Achse hinwies,
ebenso wie 1666 auf die Möglichkeit, die Gravitati-
onskraft aus der Schwingungsdauer eines Pendels zu
bestimmen. Hooke war wiederum der Erste, der fest-
stellte, dass sich jeder Stoff bei Erwärmung ausdehnt
und dass Luft aus relativ weit voneinander entfernten
Partikeln besteht. Hooke schlug den Eisschmelzpunkt
als Nullpunkt der Thermometerskala vor (1664) und
erkannte die Konstanz der Schmelz- und Siedepunkte
der Stoffe (1668).
Seine detaillierten Skizzen des Mars wurden im
19. Jahrhundert dazu benutzt, die Umdrehungsrate
des Planeten zu bestimmen. Er diskutierte die Mög-
lichkeit, Kunstfasern ähnlich wie die Seidenraupe zu
spinnen. Seine mikroskopischen Untersuchungen von
Fossilien machten ihn zu einem der ersten Befürwor-
ter der biologischen Evolution. In seinen geowissen-
schaftlichen Studien beschäftigte sich Hooke neben
Fossilien auch mit Erdbeben. Darüber hinaus betätigte
er sich auch als Architekt (z. T. gemeinsam mit sei-
nem berühmten Zeitgenossen Christopher Wren) und
bewies seine Fähigkeiten beimWiederaufbau der wäh-
rend der Großen Feuersbrunst von 1666 vernichteten
Stadt London.
1672 entdeckte er die Lichtbrechung und schlug
zur Erklärung die Wellennatur des Lichts vor. Als
Newton seine Licht- und Farbentheorie (1672) veröf-
fentlichte, protestierte Hooke entrüstet: Das Richtige
an der newtonschen Theorie seien die geraubten hoo-
keschen Ideen, während die falschen Schlüsse dem
Gedankengut von Newton zuzurechnen seien. Das war
der Beginn eines lebenslangen Zwistes zwischen die-
sen beiden führenden Köpfen der Wissenschaft. 1678
postulierte er, dass die Schwerkraft mit dem Abstands-
quadrat abnimmt und dass ein solches Gesetz die
Bewegung der Planeten bestimmt. Dieses Konzept fin-
det sich später in abgewandelter Form in Newtons
Gravitationsgesetz, weshalb Hooke auch hier protes-
tierte, dass ihm gebührende Anerkennung verweigert
worden sei.
Von Hooke existiert kein unumstritten authenti-
sches Bildnis. Seit dem Umzug der Royal Society
unter Newtons Präsidentschaft im Jahr 1710 in neue
Räume blieb sein in den ursprünglichen Räumen
befindliches Porträt verschollen. Ihm zu Ehren be-
nannt wurden der Asteroid 3514 Hooke (1971 UJ) im
Hauptasteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, der
Mondkrater Hooke (41°12 0 0 00 N, 54°54 0 0 00 E) und der
Marskrater Hooke (45°0 0 0 00 S, 44°24 0 0 00 E) sowie die
Hooke Medal der British Society for Cell Biology.
§ nach: Brockhaus-Enzyklopädie Online 2010 ,
Aufruf: 10.02.2010; Encyclopædia Britannica Online
2010 , Aufruf: 13.05.2010; Wikipedia 2010 , Aufruf:
10.02.2010.
Die verallgemeinerten Elastizitätsgleichungen wurden ca.
150 Jahre später von Claude Louis Marie Henri Navier
(Frankreich) formuliert nach Vorarbeiten von Leonhard Eu-
ler (Schweiz) und mehreren Mitgliedern der Familie Ber-
noulli (Schweiz; Johann, Jakob und Daniel), welche sich mit
der Verformung von Balken und Säulen unter Belastung be-
schäftigten.
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