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Kasten 1.5 Tycho Brahe §
(* 14. Dezember 1546 auf Schloss Knutstorp, Scho-
nen, Dänemark; † 24. Oktober 1601 in Benátky nad
Jizerou, nordöstlich von Prag, Böhmen) war ein dä-
nischer Adliger und der bedeutendste beobachtende
Astronom vor der Erfindung des Fernrohrs.
nomen handelte. Heute weiß man, dass es sich bei
diesem „Stern“ um eine Supernova gehandelt hat, de-
ren Überreste heute noch zu sehen sind. Brahe hatte
das Glück ein Ereignis zu beobachten, wie man es nur
alle tausend Jahre von der Erde aus erleben kann. Er
beobachtete die Lichtstärke des „Sterns“ bis zu dessen
Verlöschen am Himmel im Jahr darauf. Er beschrieb
dieses Ereignis in seinem Buch De Nova Stella , durch
das er in ganz Europa berühmt wurde.
Diese neue Berühmtheit wusste er für sich zu nut-
zen: Der König förderte ihn, schenkte ihm eine Insel
und die Einkommen mehrerer Besitztümer. Brahe bau-
te dort ein Schloss, zwei Observatorien, eine Drucke-
rei und eine Werkstatt. Er konstruierte alle benötigten
Instrumente zur Vermessung des Himmels selbst und
er druckte auch seine eigenen Bücher. Zwanzig Jahre
stand er in Diensten des Königs, beobachtete den Him-
mel und vermaß die Sterne immer wieder aufs Neue;
seine Observatorien machte er zu den wichtigsten sei-
ner Zeit. Nach Meinungsverschiedenheiten mit dem
Königshof ging Brahe 1597 ins Exil nach Prag und
wurde kaiserlicher Hofastronom. Im Jahr 1600 mach-
te er Johannes Kepler zu seinem Assistenten.
Brahes Beobachtungen der Fixstern- und Planeten-
positionen, die mit Abstand die genauesten waren und
mit ihrer Genauigkeit von einer halben Bogenminu-
te auch heute nicht ohne Weiteres zu erreichen sind,
stellte Brahe einen Katalog mit der Position von 777
Sternen zusammen. Dies war der erste Sternenkatalog
der modernen Astronomie. Er wurde jedoch erst nach
seinem Tod von seinem Assistenten Johannes Kepler
unter Brahes Namen veröffentlicht und erhielt durch
Keplers Erweiterung insgesamt 1004 Sternpositionen.
Es brauchte über 150 Jahre, ehe eine Verbesserung
dieses Materials überhaupt möglich war! Von Plane-
ten, insbesondere vom Mars, bestimmte er Position
und Bewegung so genau, dass Kepler später die Da-
ten für die Berechnung seiner drei berühmten Geset-
ze über die Planetenbewegungen verwenden konnte.
Brahe und Kepler arbeiteten lediglich ein Jahr lang zu-
sammen vor Brahes Tod im Oktober 1601.
Ihm zu Ehren benannt wurden der Mondkra-
ter Tycho (43°24 0 0 00 S, 11°6 0 0 00 W), der Marskrater
Tycho Brahe (49°30 0 0 00 S, 146°6 0 0 00 E) und der Aste-
roid Tycho Brahe (1677) in der Gruppe 1940RO des
Hauptasteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter.
§ nach: Brockhaus-Enzyklopädie Online 2010 ,
Aufruf: 09.02. 2010; Encyclopedia Britannica Online
2010 , Aufruf: 13.05. 2010; Wikipedia 2010 , Aufruf:
09.02. 2010; N. N. 2003 2003 ; Bildquelle: Barrado y
Navascués 2008 .
Brahe war adliger Abstammung und wuchs in ei-
nem reichen Elternhaus auf. Im Alter von 13 Jahren
begann er auf Wunsch seines Onkels das Studium der
Philosophie und Rhetorik. Doch als es ein Jahr später,
am 21. August 1560, eine partielle Sonnenfinsternis
gab, wurde Brahes Interesse für die Sterne geweckt.
An den Universitäten Leipzig, Wittenberg, Rostock
und Basel studierte er Jura, Geistes- und Naturwis-
senschaften. Sein Interesse galt aber zunehmend der
Astronomie.
Mit 16 Jahren machte Brahe seine ersten dokumen-
tierten Beobachtungen, mit denen er die Voraussagen
der kopernikanischen Tafeln um mehrere Tage korri-
gierte. Im Alter von 20 Jahren verlor Brahe bei einem
Duell, dessen Grund der Streit um eine mathemati-
sche Formel mit einem Kommilitonen war, einen Teil
seines Nasenrückens. Er trug eine Nasenprothese aus
einer Gold-Silber-Legierung oder aus Kupferfolie, die
er mit einer Salbe anklebte.
Er stellte fest, dass alte Sternwarten oft nicht aus-
reichend genau waren. Daher begann er Methoden
und Instrumente für die Höhenpräzisionsmessung der
Himmelskörperpositionen zu konstruieren. 1570 kehr-
te Brahe nach Schonen zu seinem Onkel zurück,
wo er sich ein Laboratorium einrichten konnte. Am
11. November 1572 beobachtete Brahe einen neuen
und sehr lichtstarken Stern im Sternbild Kassiopeia.
Seine Messungen zeigten, dass es sich tatsächlich um
einen entfernten Stern und nicht um ein lokales Phä-
 
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