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Kasten 1.4 Johannes Kepler §
(* 27. Dezember 1571 in Weil der Stadt, Reichs-
stadt im Heiligen Römischen Reich; † 15. November
1630 in Regensburg, Freie Reichsstadt im Heiligen
Römischen Reich) war ein deutscher Theologe, Ma-
thematiker und Astronom, arbeitete aber auch auf
den Gebieten der Astrologie, Philosophie, Geschich-
te, Physik, Meteorologie und Optik.
logischen Theorie, die sich auf das kopernikanische
Weltbild stützte. 1596 veröffentlichte er sie als Mys-
terium Cosmographicum. Nach seiner Flucht aus dem
katholischen Graz war der protestantische Kepler ab
1600 Assistent von Tycho Brahe in Prag am Hof
Kaiser Rudolfs II. Brahe galt als hervorragender Be-
obachter, hielt aber seine Daten unter Verschluss. Als
er ein Jahr später starb, wurde Kepler sein Nachfolger
und übernahm auch dessen Aufzeichnungen. Mit Hil-
fe dieser Daten erkannte er, dass der Mars die Sonne
nicht auf einer Kreis-, sondern auf einer elliptischen
Bahn umrundet. Seine daraus abgeleiteten (ersten bei-
den) Gesetze veröffentlichte er in seinem Hauptwerk
Astronomia Nova .
Nach dem Tod Rudolfs II. 1612 war Kepler Pro-
fessor in Linz. Ab 1615 übernahm er die Verteidigung
seiner bis 1620 als Hexe eingekerkerten Mutter Katha-
rina, die im folgenden Jahr an den Folgen der Folter
verstarb. Auch andere Schwierigkeiten erschwerten
Keplers Leben in Linz: Seine Geldforderungen wur-
den nicht beglichen, seine Bibliothek wurde zeitweise
beschlagnahmt und seine Kinder zur Teilnahme an der
katholischen Messe gezwungen. 1626 flüchtete die Fa-
milie nach Ulm, und 1628 übersiedelte er nach Sagan
in Schlesien zum kaiserlichen General Albrecht von
Wallenstein, der sein neuer Förderer wurde. Dieser er-
wartete von Kepler zuverlässige Horoskope und stellte
ihm im Gegenzug in Sagan eine Druckerei zur Veröf-
fentlichung seiner Arbeiten zur Verfügung. Nach der
Entlassung Wallensteins als kaiserlicher Generalissi-
mus reiste Kepler 1630 nach Linz, wo er die alten
Schulden eintreiben und sich nach einer neuen Anstel-
lung umsehen wollte. Anfang November 1630 traf er
in Regensburg ein, verstarb aber keine zwei Wochen
später an einem Fieber.
Keplers Büste wurde in der Walhalla aufgestellt
und die Linzer Universität nach ihm benannt ebenso
wie der Mondkrater Kepler (8°6 0 0 00 N, 38°0 0 0 00 W), der
Asteroid (1134) Kepler im Hauptasteroidengürtel zwi-
schen Mars und Jupiter, das NASA-Weltraumteleskop
Kepler und das zweite Automated Transfer Vehicle
der European Space Agency (ESA). Der Komponist
Paul Hindemith setzte ihmmit seiner 1957 vollendeten
Oper Die Harmonie der Welt ein musikalisches Denk-
mal.
§ nach: Brockhaus-Enzyklopädie Online 2010 ,
Aufruf: 09.02.2010; Encyclopedia Britannica Onli-
ne 2010 , Aufruf: 13.05.2010; Wikipedia 2010 , Auf-
ruf: 10.02.2010; Kupferstich von Jakob von Heyden
1620/21.
Als Frühgeburt wurde er immer als schwaches
und krankes Kind bezeichnet. 1575 überstand er eine
Pockenerkrankung, die jedoch bleibend sein Sehver-
mögen beeinträchtigte. Schon früh interessierte er sich
für Astronomie: 1577 sah er den großen Kometen
(C/1577 V1), drei Jahre später beobachtete er die
Mondfinsternis von 1580. Johannes Kepler zog mit
seinen Eltern zwischen 1579 bis 1584 mehrfach um,
sodass er in dieser Zeit lediglich drei Jahre Schulun-
terricht hatte. Ein Stipendium verhalf ihm zum Eintritt
in die Klosterschule Adelberg und 1586 in die höhere
evangelische Klosterschule (Gymnasium) im ehema-
ligen Kloster Maulbronn. 1589 begann er - dank
eines Stipendiums - ein Theologiestudium am Evan-
gelischen Stift in Tübingen, wo er bei dem Mathe-
matiker und Astronomen Michael Mästlin studierte.
Unter dessen Anleitung lernte er das heliozentrische
System der Planetenbewegungen des Nikolaus Ko-
pernikus kennen, wurde zum Kopernikaner, der das
kopernikanische Weltbild durchsetzte, und erkannte
die eigentliche Dimension des Sonnensystems.
Nach seiner Ausbildung arbeitete Kepler zunächst
als Mathematiklehrer an der protestantischen Stifts-
schule in Graz, wo er auch das Amt des „Land-
schaftsmathematikus“ bekleidete. Als solcher war er
Kartograf, zuständig für das Eich- und Messwesen,
und musste die jährlichen Kalender erstellen. In Graz
begann Kepler mit der Ausarbeitung einer kosmo-
 
 
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