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Abb. 5.16 Breitbandiges Ampli-
tudenspektrum geomagnetischer
Variationen mit Bezeichnung der
auf unterschiedlichen Zeitskalen
dominierenden Prozesse (nach ©
Constable 2007b )
überdies die Orientierung von magnetisch stabilisierten Sa-
telliten stören.
Wenn man bedenkt, wie stark unsere Zivilisation im zi-
vilen, militärischen und privaten Bereich inzwischen von
Satelliten abhängt (Telefon, Fernsehen, Datenübertragung,
Navigation, Wettervorhersage), ist leicht auszumalen, wel-
che volkswirtschaftlichen Schäden solche Ausfälle verursa-
chen können. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Einflüs-
se des gestörten Weltraumwetters auf biologische Systeme.
Besonders gefährdet sind Astronauten, die wegen der Ge-
wichtsbeschränkung in Raumfahrzeugen kaum wirksam ge-
gen durchdringende Strahlung abgeschirmt sind. Die Strah-
lendosen von starken Sonneneruptionen sind tatsächlich le-
bensbedrohend. Am größten ist die Gefahr für außerhalb
des Raumfahrzeugs arbeitende Astronauten oder solche auf
langen Flügen, wie etwa zum Mars. Für die starke Son-
neneruption im Oktober 1989 wurde berechnet, dass die
Strahlenbelastung für einen nur mit einem Raumanzug be-
kleideten Astronauten auf dem Mond absolut tödlich gewe-
sen wäre. Auch in sehr hoch fliegenden Flugzeugen, vor
allem auf den Polarrouten, sind Besatzung und Passagie-
re erhöhten Strahlendosen ausgesetzt. Die amerikanischen
und europäischen Weltraumbehörden beobachten daher das
magnetische „Weltraumwetter“ kontinuierlich. Die NOAA
veröffentlicht sogar dreitägige Vorhersagen über die Aktivi-
tät von Sonne und Erdmagnetfeld im Internet 52 . Magnetische
Stürme induzieren auch starke Ströme in langen Überland-
Stromleitungen und an der Erdoberfläche verlegten Rohr-
leitungen für Erdöl und Erdgas, was bei diesen besondere
Schutzmaßnahmen gegen Korrosion erfordert. Ein beson-
ders heftiger Sturm führte 1989 in Québec zu einer Überlas-
tung des Stromnetzes und verursachte einen neunstündigen
totalen Stromausfall für sechs Millionen Menschen in der
Region um Montreal. Der bisher stärkste registrierte Ma-
gnetsturm erfolgte in der Nacht vom 1. zum 2. September
1859. Er legte das gerade weltweit installierte Telegrafennetz
lahm und erzeugte Polarlichter, die selbst in Rom, Havanna
und Hawaii beobachtet wurden. Die letzten stärkeren Ma-
52 http://www.swpc.noaa.gov/today.html .
 
 
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