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In-Depth Information
Kasten 5.2
Welche Größe beschreibt das Magnetfeld - B oder H?
Bereits im Jahr 1948 erläuterte Arnold Sommerfeld
gleich zu Beginn der ersten Auflage seines Lehrbuchs
klar die physikalische Bedeutung von Magnetfeld und
magnetischer Erregung und welche Analogien zur elek-
trischen Feldstärke
E
und elektrischen Erregung
D
beste-
hen. Er bemerkt dort aber auch, dass er zwar selbst
B
bzw.
D
als magnetische Feldstärke bzw. elektrische Erregung
bezeichnet, sich aber dem allgemeinen Sprachgebrauch
anschließen und diese Größen auch als magnetische In-
duktion bzw. dielektrische Verschiebung bezeichnen wür-
de.
Damit wird hier auch die Rolle der elektrischen Erre-
gung
D
deutlich, welche die durch Ladungskonzentratio-
nen hervorgerufenen Polarisationseffekte beschreibt.
Für die magnetischen Felder fehlt zunächst die Di-
mension einer magnetischen Ladung. Diese wird als
magnetische Polstärke p definiert, welche Sommerfeld
aus der Gleichheit der Dipolmomente eines magnetischen
Dipols der Polstärke p und Länge d einerseits und eines
Kreisstromes der Stromstärke I um eine Fläche F ande-
rerseits ableitet: p d
D
I F. Damit folgt für die Dimension
der Polstärke:
Am
2
m
D
Am
Hiermit ergeben sich die Dimensionen von magnetischer
Feldstärke und Erregung zu:
Œ
Stromstärke
Œ
Fläche
Œ
p
D
D
Œ
Abstand
Etwa 50 Jahre danach scheint sich Sommerfelds logi-
sche Begriffsbildung nun auch in den Lehrbüchern der
Experimentalphysik durchgesetzt zu haben (z. B. Me-
reits in seinem Lehrbuch über Elektromagnetik (Feynman
H
verzichtet und die beiden Größen mit entsprechenden
Vorfaktoren jeweils durch
E
und
B
ausgedrückt. Auch
der Physik-Nobelpreisträger von 1952, Edward Purcell,
verwendet in seinem Buch über Elektrizität und Magne-
stärke“ für
B
, obwohl dies von den Empfehlungen der
International Union of Pure and Applied Physics (IUPAP)
abweicht. Mittlerweile befindet sich Arnold Sommer-
feld mit seinen Überlegungen also in bester Gesellschaft.
Ausgangspunkt von Sommerfelds Überlegungen sind die
Definitionen für Feldstärke
B
bzw. Erregung
H
als Quo-
tienten aus Kraft und Ladung bzw. Ladung und Fläche:
Œ
Kraft
Œ
Polstärke
D
N
Am
D
AsV
=
m
Am
Œ
Feldstärke
D
Vs
m
2
D
D
T
D Œ
B
I
Œ
Polstärke
Œ
Fläche
Am
m
2
A
m
D Œ
H
:
Œ
Erregung
D
D
D
Tabelle
5.1
fasst die Bezeichnung und physikalische
Bedeutung der jeweiligen Felder zusammen. Danach be-
sitzt B die Dimension der magnetischen Feldstärke und
H jene der magnetischen Erregung. Die Frage, ob nun
B oder H die Magnetfeldstärke sei, ist also schon seit
Jahrzehnten geklärt. Trotzdem wurde und wird immer
wieder darüber diskutiert. Auch unter sehr guten Wis-
senschaftlern finden sich solche, die weiterhin an H als
magnetische Feldstärke festhalten. Manche behaupten,
dies sei egal, da man Feldstärke und Erregung ineinan-
der umrechnen kann. So entstand auch die Behauptung,
Physiker hätten hier eine der Grundregeln der Physik
missachtet, für eine Größe immer nur ein Symbol zu ver-
wenden. Jedenfalls spielte die Unterscheidung im alten
CGS-System keine große Rolle, wo zwar für magneti-
sche Feldstärke und Erregung die Einheiten Gauß und
Oerstedt verwendet werden, diese jedoch hinsichtlich ih-
rer Dimensionen identisch sind - ein weiterer Hinweis
darauf, wie sinnvoll die Verwendung des SI-Systems ist.
Feldstärke
D
Kraft/Ladung;
Erregung
D
Ladung/Fläche
:
Für die elektrische Feldstärke E und Erregung D ergibt
dies die folgenden Einheiten:
Œ
Kraft
Œ
Ladung
D
N
C
D
.
As
/
V
=
m
As
Œ
Feldstärke
D
V
m
D Œ
E
I
D
Ladung
Fläche
D
C
m
2
As
m
2
Œ
Erregung
D
D
D Œ
D
:
erste ist eine Eigenschaft des Materials selbst, während die
zweite durch ein äußeres Feld imMaterial hervorgerufen (in-
duziert) wird.
Die Magnetisierung
J
eines Körpers wird definiert als
Quotient aus seinem magnetischem Moment
M
und seinem
Vo l u m e n :
Ein Dipol der Polstärke p und Länge
•
s
besitzt ein magneti-
sches Moment
M
D
p
•
s
:
(5.9)
Damit folgt für seine Magnetisierung:
J
D
p
•
s
=
V. Be-
zeichnet A die Querschnittsfläche des Dipols und (
A
den
entsprechenden Normalenvektor) so ergibt sich hieraus die
J
D
M
=
V
:
(5.8)