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Magnetfeld und Magnetosphäre der Erde
Das Erdmagnetfeld war Gegenstand einer der ersten wissen-
schaftlichen Betrachtungen der Menschheit überhaupt, und
der Magnetismus ist eines der am längsten bekannten phy-
sikalischen Phänomene. Die Entdeckung der Magnetnadel
und ihrer richtungweisenden Eigenschaft erfolgte in China
angeblich bereits im 26. Jahrhundert v. Chr.; allerdings se-
hen sie andere Berichte dort erst im 13. Jahrhundert n. Chr.
durch Araber oder Europäer eingeführt. Um das Jahr 800
v. Chr. berichten griechische Philosophen über das Mine-
ral Magnetit. Thales von Milet war bekannt, dass es Eisen
anzieht, und der römische Naturforscher und Enzyklopä-
die Gaius Plinius der Ältere wusste, dass man mit ihm
Eisen magnetisieren kann. Der Name Magnetit wird von Lu-
krez auf die thessalische Stadt Magnesia zurückgeführt, wo
die Griechen dieses Mineral erstmals gefunden haben sol-
len. Die nächste Erwähnung des Magnetismus findet sich
in Europa bei dem englischen Mönch und Wissenschaftler
Alexander Neckam (1157-1217). Die ersten Experimente
zum Magnetismus werden Pierre Pèlerin de Maricourt zuge-
schrieben, einem französischen Gelehrten und Kreuzfahrer
in der Armee Herzog Karls von Anjou, König von Sizilien,
der darüber 1269 in seinem Brief über den Magneten ( episto-
la de magnete , 1269) berichtet. Insbesondere markierte er die
magnetischen Feldlinien auf einer Magnetitkugel mit Hilfe
eines kleinen Rechtecks aus Eisen und benannte die bei-
den Schnittpunkte dieser Meridiane als Magnetpole. Auch
erkannte er, dass wenn ein Magnet in Stücke zerteilt wird,
jedes Teil wiederum zwei Pole aufweist. Zudem beobachtete
er, dass ein starker Magnet einen schwächeren umpolen kann
sowie dass sich ungleichnamige Pole gegenseitig anziehen,
während sich gleichnamige abstoßen. Die moderne wissen-
schaftliche Untersuchung des Erdmagnetismus begann 1600
mit der ersten geschriebenen Abhandlung de magnete von
William Gilbert (UK; 1544-1603) (Kasten 5.1 ) . Er berichtet
über Versuche mit einem Erdmodell terrella aus Magnetit,
mit dem er viele Erscheinungen des Erdmagnetfelds nach-
vollziehen konnte.
Kasten 5.1 William Gilbert §
(* 24. Mai 1544 in Colchester, Essex, England; †
10. Dezember 1603 in London oder Colchester, Eng-
land) war ein englischer Arzt und als Physiker einer
der Wegbereiter der modernen naturwissenschaftli-
chen Forschung.
Nach Abschluss seines Medizinstudiums in Cam-
bridge ließ William Gilbert sich etwa 1573 als Arzt
in London nieder. Er wurde Mitglied im Royal Colle-
ge of Physicians (eine Selbstverwaltungskörperschaft
der Mediziner in London), dessen Präsident er im Jahr
1600 wurde. Ein Jahr später wurde er Arzt am Hof von
Königin Elisabeth I., nach deren Tod am Hof von Kö-
nig James I. Er war nie verheiratet.
Gilbert war der erste Forscher, der mit sorgfältig
geplanten Experimenten und systematisch die Eigen-
schaften magnetischer Erze erforschte. Dabei wider-
legte er auch manche Legenden, die sich rund um
magnetische Erscheinungen gebildet hatten - so et-
wa, dass Knoblauch einen Magneten entmagnetisieren
 
 
 
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