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lustriert, dass auch 180 Stunden nach dem Beben die Erde
noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Jetzt wird das Signal,
welches das weitaus stärkere der Gezeiten überlagert, von
der Mode 0 S 0 dominiert. Diese besitzt mit Q D 5500 den
größten Qualitätsfaktor und eine Halbwertszeit von 17 Ta-
gen. Daher war 0 S 0 auch noch im April 2010 deutlich in den
langperiodischen Seismogrammen zu erkennen. In Verschie-
bung ausgedrückt variiert der Erdradius bei
terferenzmuster der zugehörigen radialen stehenden Wellen
zeigt. Aus den Verschiebungsfeldern der sphäroidalen Rug-
bymode 0 S 2 in Abb. 3.59 kann man unmittelbar erkennen,
in welcher Beziehung ihre vertikalen und horizontalen Ver-
schiebungen zueinander stehen: Die Horizontalverschiebun-
gen sind maximal, wo die Vertikalverschiebung verschwin-
det. Umgekehrt verschwinden die Horizontalverschiebungen
wo die Vertikalverschiebung minimal oder maximal wird.
Dies ergibt eine elliptische Partikelbewegung, wie sie auch
schon von den Rayleigh-Wellen bekannt ist. Weiterhin zeigt
Abb. 3.59 , dass die Horizontalverschiebungen der Sphäroi-
dalmoden von Gebieten positiver vertikaler Auslenkung hin
zu Gebieten negativer vertikaler Auslenkung gerichtet sind,
so wie das für ein wirbelfreies Gradientenfeld ( 3.131 ) auch
erwartet wird. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass
zwar die Komponenten u . r / ,u .™/ und u .œ/ Knotenlinien be-
sitzen, dass aber der Betrag des Verschiebungsfelds eines
Singuletts nur an ganz wenigen Orten verschwindet: (1) ent-
lang von Kugelflächen von Radial- und Toroidalmoden in
Tiefen, wo die jeweilige radiale Eigenfunktionen n U 0 . r /
bzw. n W ` . r / ihre Nullstellen besitzen; (2) entlang von ` 1
Breitenkreisen im Fall von toroidalen Singuletts mit m D 0 .
Für die Bilder wurden alle 2` C 1 Singuletts dieser Multi-
pletts aufsummiert. Für ` 1 sind die Eigenfrequenzen 0 ¨ `
dieser Fundamentalmoden mit der Phasengeschwindigkeit
v .¨/ der Oberflächenwelle, dem Grad ` der Eigenschwin-
gung und dem Erdradius r E über die Beziehung
S 0 alle 20,46
0
Minuten um 40 m.
Abbildung 3.58 zeigt die Fourier-Spektren der in
Abb. 3.57 gezeigten Seismogramme des Maule-Bebens. Im
Teilbild (a) ist zu erkennen, dass die Mode 0 S 12 mit einer
Periode von etwas weniger als neun Minuten die größte Am-
plitude besitzt. Jene der höheren Frequenzen sind dagegen
bereits nach drei Tagen Registrierzeit stark gedämpft. Die
unterschiedlichen Moden klingen durch anelastische Vor-
gänge bei der Deformation exponentiell ab, und ihre Energie
wird in Wärme umgewandelt. Die Qualitätsfaktoren Q (siehe
Abschn. 3.1.5 ) entsprechen der Anzahl von Schwingungen,
nach denen die Amplitude einer Mode in Tab. 3.14 um
den Faktor e   abgeklungen ist (siehe die Definition des
Qualitätsfaktors in ( 3.41 ) ). Anelastische Dämpfung wird be-
sonders durch Scherdeformation verursacht. Somit besitzen
Moden mit geringem Scheranteil, also insbesondere rein ra-
diale Moden, einen hohen Qualitätsfaktor. Das Teilbild (b)
zeigt die Aufspaltung der tiefsten Frequenzen in Multiplett-
linien durch die Coriolis-Kraft. Für das Erdmodell PREM
lassen sich die Frequenzen der fünf Singuletts aus ( 3.134 )
berechnen, da die Konstanten a, b und c nur vom Erdmo-
dell PREM abhängen, ebenso wie n ¨ ` . Die Pfeile zeigen
die Vorhersage der Theorie für eine sich drehende, radial
geschichtete Erde (PREM), welche sich in hydrostatischem
Gleichgewicht befindet. Die gute Übereinstimmung zwi-
schen Theorie und Daten zeigt, dass die Aufspaltung dieser
Mode durch die Coriolis-Kraft dominiert wird (analog zum
magnetischen Zeeman-Effekt) und der Einfluss lateraler He-
terogenitäten von untergeordneter Bedeutung ist. Das Teil-
bild (c) illustriert, dass die anomale Aufspaltung der Linie
des Multipletts 10 S 2 , die durch die Anisotropie im inneren
Kern etwa doppelt so groß ist, wie aufgrund des Äquator-
wulstes der rotierenden Erde zu erwarten wäre. Tabelle 3.14
zeigt Eigenfrequenzen und Qualitätsfaktoren ausgewählter
Moden mit den experimentellen Unsicherheiten aus der Ana-
lyse von Spektren wie dem in Abb. 3.58 gezeigten.
Die dort zusammengefassten Spektralanalysen von Ei-
genschwingungen der Erde beruhen zum Teil auf einer si-
multanen Analyse von mehr als 10 000 Seismogrammen. Mit
einem solchen Datensatz können insgesamt mehr als 1600
Multipletts aufgrund ihres unterschiedlichen Verschiebungs-
felds an der Erdoberfläche identifiziert und ihre Frequenzen
geschätzt werden. Abbildung 3.59 zeigt die Verschiebungs-
felder dreier Mantelmoden, der Rugbymode 0 S ` ,derVer-
drehungsmode 0 T 2
0 ¨ ` D .` C 1=2/ v .¨/= r E
(3.133)
verknüpft. In Abb. 3.60 ist die Variation der Energiedichte
einiger dieser Moden mit der Tiefe dargestellt: Mit wach-
sendem Grad ` dringen die Eigenfunktionen dieser Mo-
den immer weniger in die Erde ein. Daher enthalten ihre
Frequenzen selektiv Informationen aus immer geringeren
Tiefen. Obertonmoden (n
>0
) entstehen dagegen durch
konstruktive Interferenz aus im Innern der Erde reflektierten
Raumwellen. Daher dringen ihre radialen Eigenfunktionen
bis ins tiefste Erdinnere ein, wie z. B.
S 4
(Abb. 3.60 ) . Aus ihnen kann man daher Information über die
Struktur in der Nähe des Erdmittelpunkts gewinnen.
Die Entartung der Multipletts bezüglich m geht verlo-
ren, wenn die Kugelsymmetrie entfällt. Berücksichtigt man
z. B. die Elliptizität des Erdkörpers (siehe Kap. 4 ) , so liegt
nur noch Axialsymmetrie um die Drehachse vor, und die
Multipletts spalten sich in die einzelnen Singuletts auf (vgl.
Zürn & Widmer-Schnidrig 2002 ) . Für deren Eigenfrequen-
zen gilt dann:
S 1 ,
S 1 ,
S 2 ,
3
8
10
18
m
`
D n ¨ ` .1 C a C bm C cm 2 /;
¨
(3.134)
n
wobei n ¨ ` die entartete Eigenfrequenz des Multipletts ist
und a, b, und c Koeffizienten, welche für jedes Multiplett
sowie der Mode 0 S 12 , welche das In-
 
 
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