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Kompressionswellengeschwindigkeit ' bzw. beschreibt,
und der Winkel des Radiusvektors zur Verwerfungsflä-
che ist. Während die Abstrahlcharakteristik von P-Wellen
eines einfachen Kräftepaars jener eines Quadrupols ent-
spricht, besitzt die der S-Wellen Dipolcharakter (Abb. 3.37 ) .
Für gekreuzte Kräftepaare ergibt sich bei P-Wellen dassel-
be Bild wie für einfache Scherungsbrüche. Dagegen gleicht
die Abstrahlcharakteristik der S-Wellen in diesem Fall eben-
falls dem eines Quadrupols (Abb. 3.37 ) . Dies ermöglicht
die Unterscheidung der beiden Bruchmodelle mit Hilfe von
Seismogrammen.
Der Spannungszustand des Gebirges wird durch die drei
Hauptspannungen (principle stresses) ¢ 1 2 3 aus-
gedrückt. In der in der Seismik üblichen positiven Rich-
tungskonvention besitzt die Zugspannung ein positives und
die Druckspannung ein negatives Vorzeichen. Bei der in der
Geomechanik und Tektonik üblichen negativen Richtungs-
konvention dagegen wird der Druckspannung ein positives
und der Zugspannung ein negatives Vorzeichen zugeordnet
(siehe Kasten 3.7 ) . Diese Konvention wird hier ebenfalls
verwendet. Somit wirkt Zugspannung in Richtung der Ko-
ordinatenachsen (bzw. der nach außen gerichteten Flächen-
normalen), Druckspannung entgegengesetzt. Man kann nun
die Spannung aufteilen in einen Teil, der Volumenänderun-
gen, und einen anderen, der Verzerrungen bewirkt. Der erste
Teil ist die hydrostatische oder mittlere Spannung
Abb. 3.38 Schmidtsches Netz zur flächentreuen stereografischen Pro-
jektion der Ersteinsätze von Erdbeben
schmidtschen Netz (Abb. 3.38 und 3.39 ) . Kompressionsein-
sätze werden hierbei als schwarze Punkte, Dehnungseinsätze
als offene Kreise markiert (Abb. 3.40 ) . Zwei Großkreise
trennen hierbei die Gebiete von Kompression und Dehnung
gegeneinander ab. Diese entsprechen der Verwerfungs- bzw.
der Hilfsfläche. Die T- und P-Achsen sind die Winkelhalbie-
renden zwischen diesen beiden Flächen.
Es gibt drei Arten tektonischer Verwerfung (Abb. 3.41 ) :
(1) Abschiebung (normal fault) : Nimmt das Einfallen der
Verwerfung einer Abschiebung mit der Tiefe ab, so spricht
man von einer listrischen Verwerfung. (2) Aufschiebung
(reverse fault) : Entlang flacher Aufschiebungen (overthrust
fault) können Blöcke über weite Distanzen gleiten. Dies
bekundet eindrucksvoll die Deckentektonik der Alpen.
(3) Blattverschiebung ( strike-slip bzw. transcurrent fault ):
Bewegt sich die dem Beobachter gegenüberliegende Seite
einer Blattverschiebung nach links, so spricht man von einer
sinistralen Blattverschiebung, bewegt sie sich dagegen nach
rechts, von einer dextralen.
Schräge Ab- bzw. Aufschiebungen werden im Englischen
als dip-slip fault bzw. oblique fault bezeichnet. Bei Auf- und
Abschiebungen bewegen sich die Blöcke in Richtung des
Einfallens (dip) der Verwerfung, bei Blattverschiebungen in
Richtung des Streichens (strike) . Daher die o. g. englischen
Bezeichnungen. Abbildung 3.42 zeigt einige exemplarische
Herdflächenlösungen hypothetischer Beben. Diese finden
sich wieder in den Herdflächenlösungen von Beben in Re-
gionen der Erde, welche typisch für bestimmte geodynami-
1
3 1 C ¢ 2 C ¢ 3 /:
¢ m D
(3.95)
Der verbleibende Teil ist die sogenannte reduzierte Span-
nung (deviatoric stress) £
£ 1 2 >
£ 3 . Hierbei ist £ 1 entsprechend der negativen Richtungs-
vereinbarung, eine positive, nach innen gerichtete Druck-
spannung, £ 3 dagegen eine negative, nach außen gerichtete
Zugspannung.
mit den Komponenten
£ 1 D ¢ 1 ¢ m I
£ 2 D ¢ 2 ¢ m I
£ 3 D ¢ 3 ¢ m :
(3.96)
Gestein zerbricht in der Fläche der maximalen Scherspan-
nung. In homogenem Gestein ist dies die Ebene, welche die
mittlere Spannung ¢ 2 bzw. £ 2 enthält. Die Bruchfläche bildet
dabei einen Winkel von 45° zu den
£ 3 -Achsen. In
realen Gesteinen bewirken Inhomogenitäten und Effekte der
inneren Reibung, dass die Bruchfläche zwischen 20°-30°
gegen die Richtung der maximalen Kompression geneigt
ist. Aus den an Erdbebenstationen aufgezeichneten Seismo-
grammen können die Herdaustrittswinkel (relativ zum Er-
dradius) der jeweils registrierten Strahlen bestimmt werden
(siehe Abschn. 3.2.1 ) . Diese und der Azimut der Statio-
nen werden benutzt, um die Kompressions- bzw. Dehnungs-
Ersteinsätze aller Stationen in einer stereografischen Pro-
jektion der Bodenbewegung einzutragen. Dies geschieht mit
Hilfe einer lambertschen flächentreuen Projektion auf einem
£ 1 - und
 
 
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